Das «Rocktobersfest» vergangene Woche in Unterwasser SG galt mit rund 6000 Besuchern als eines der grössten Neonazi-Konzerte im europäischen Raum. Trotzdem legen die Veranstalter grössten Wert auf Verschwiegenheit.
Auf dem Flyer war ganz klar vermerkt: «Handys und Kameras bitte im Auto lassen!!!» Es sollte kein Bild- oder Filmmaterial an die Öffentlichkeit gelangen. Weder Behörden noch anderen Institutionen soll Stoff für Kritik oder gar rechtliche Schritte geboten werden.
Trotzdem tauchen nun wenige Tage nach dem rechtsradikalen Konzert Videos aus dem Toggenburg auf. Darauf zu sehen: Rechtsradikale aus ganz Europa beim «legalen abhitlern», wie sie es auf Social Media gerne nennen. Mehr oder weniger synchron schreit die Masse «Heil». Tausende Hände werden zum Hitlergruss in die Luft gestreckt. Immer und immer wieder.
Diese Bilder verstören und sollten wohl niemals an die Öffentlichkeit gelangen. Dementsprechend reagiert die Szene mit Unmut auf das aufgetauchte Videomaterial.
Das Bildmaterial sollte nicht an die Öffentlichkeit
So fragt auf Facebook ein User nach Mitschnitten des «Stahlgewitter»-Konzerts – und wird mit vielen Ausrufezeichen auf das Handyverbot hingewiesen. «Im Netz kursiert schon ein Video rum leider von der Bühne aus gefilmt», weiss ein User. «Iss schon Scheisse», schreibt ein anderer.
Das «Rocktoberfest» sorgte schweizweit für Diskussionsstoff. Um an eine Bewilligung für die Veranstaltung zu kommen, täuschte der Organisator Matthias Melchner (29) aus Rüti ZH die Gemeinde mit falschen Angaben und auch die St.Galler Kantonspolizei erfuhr erst wenige Stunden vor dem Event, wo dieser stattfinden soll.
Die Behörden werden stark kritisiert, dass ein solcher Event in diesem Ausmass ungestört durchgeführt werden konnte. Die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) klagt nun wegen Verstosses gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm gegen die Veranstalter und Bands und auch die Kantonspolizei St.Gallen prüft rechtliche Schritte.
Polizei will derartige Konzerte nicht mehr dulden
«Konzertveranstaltungen von rechts- oder linksextremen Kreisen sind im Kanton St.Gallen unerwünscht», schreibt die Kantonspolizei St.Gallen heute in einer Mitteilung. Man werde die Gemeinde- und Stadtbehörden dahingehend sensibilisieren. Die Polizei solle künftig über «Anlässe grösseren Ausmasses oder auffälliger Veranstalter» informiert werden.
Unterdessen steht jedoch schon die nächste rechtsextreme Musikveranstaltung im Kanton St.Gallen an: Die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) feiert am kommenden Samstag die Gründung neuer Sektionen in der Ostschweiz. (SDA/kra)