Mit einem Grossaufgebot ist die St. Galler Polizei Mitte Januar in Wald-Schönengrund SG aufgefahren und hat die Geschäftsräume der Firma Ai Fame durchsucht. Grund für die Razzia ist eine Indoor-Hanfanlage. Das junge Unternehmen baut auf rund 500 Quadratmetern Cannabis an – ausschliesslich für den Lebensmittelbereich und für medizinische Zwecke, wie die Verantwortlichen des Betriebs beteuern.
Im Pflanzenraum kommt es dennoch zum Kahlschlag: Die Polizei beschlagnahmt rund 500 Kilogramm Cannabis. «Diese unverhältnismässige Polizeiaktion hat unsere Firma ruiniert», sagt Firmensprecher Marco Gantenbein zum «Beobachter». Das St. Galler Unternehmen mit insgesamt fünf Angestellten tue nichts Unrechtes, beteuert er.
Die Staatsanwaltschaft in St. Gallen sieht dies anders. Es gäbe seit 1. Juli 2011 ein neues Gesetz über den THC-Gehalt der Cannabis-Pflanze. Das Hanf dürfe beim Anbau nur noch einen THC-Gehalt von 1,0 Prozent haben. «Die ersten Probeergebnisse haben einen THC-Gehalt von deutlich über 1,0 Prozent ergeben», sagt der St. Galler Staatsanwalt Andreas Eigenmann zu Blick am Abend.
Deshalb laufen jetzt weitere Untersuchungen wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz. Für Ai-Fame-Mitarbeiter Marco Gantenbein nicht nachvollziehbar. Messungen vor einem Monat hätten einen THC-Gehalt von weniger als 0,5 Prozent ergeben.
Besonders ärgerlich für das Unternehmen: In zwei Monaten wäre das Bewilligungsverfahren des Bundesamtes für Gesundheit abgeschlossen. Dort haben die St. Galler bereits Mitte 2010 ein Gesuch für den medizinischen Anbau von Hanf eingereicht.