Alles begann mit einer Frage auf Twitter: «Wie ist die offizielle Schreibweise: mit oder ohne Leerschlag nach dem Punkt?», twitterte eine Userin an die Adresse der Stadt St. Gallen. «Stadt und Kanton schreiben St.Gallen ohne Leerschlag, vor allem aus grafischen Gründen», twitterte diese zurück.
Eine Begründung, für die Ralf Turtschi nur Kopfschütteln übrig hat. Im Online-Magazin «Medienwoche» wettert der Gestalter und Publizist: «Der Kanton St. Gallen vergreift sich in der Rechtschreibung.» Sprachlich sei der Fall klar: «Im Deutschen wird ein Name mit dem vorangestellten «St.» in zwei Wörtern geschrieben.»
Es sei unverständlich, weshalb der Kanton auf den Leerschlag verzichte. Andere «heiligen Orte» würden dies ja auch nicht tun. «Die Extrawurst ist nicht nur sprachlich falsch, sie schmeckt auch typografisch nicht», lautet das Urteil des Zürchers.
Hildegard Jutz, Mediensprecherin der Staatskanzlei, kann den Ärger Turtschis über den fehlenden Leerschlag nicht verstehen. «Wir schreiben St.Gallen schon seit Jahrzehnten ohne Leerschlag. In erster Linie aus ästhetischen Gründen.» Das Weglassen des Abstands diene der besseren Lesbarkeit. Zum Vorwurf, damit die Rechtschreibung zu ignorieren, sagt Jutz: «Darüber lässt sich streiten.»
Pierre Gentil, Prorektor der Kantonsschule Burggraben, gibt ihr recht: «Aus Sicht der Rechtschreibung ist das Weglassen des Leerschlags nicht falsch, es ist aber äusserst ungewöhnlich.» Auch er kann sich mit der Schreibweise nicht anfreunden. «Ich sehe nicht ein, weshalb St. Gallen hier einen Extrazug fährt.»
Verständnis für das Vorgehen hat der St. Galler Typograf Rosario Florio: «Im Idealfall folgt auf den Punkt ein Achtelgeviert, also ein verkürzter Leerschlag. Wer einen solchen Abstand aus technischen Gründen nicht machen kann, sollte den Leerschlag weglassen. Es sieht einfach schöner aus.»