BLICK sprach mit den Nachbarn von Simon S. (†27)
Hier wohnte der Amokläufer von Salez SG

Simon S. (†27) legte einen Brand in einem Zug in Salez SG und stach mehrere Menschen nieder. Eine 34-Jährige ist tot. Nachbarn aus dem Fürstentum Liechtenstein beschreiben den Amokläufer als Sonderling.
Publiziert: 14.08.2016 um 21:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:30 Uhr
In diesem Haus in Liechtenstein wohnte der Amok von Salez: Laut Nachbarn war er ein Einzelgänger.
Foto: BLICK
Lea Gnos und Gabriela Battaglia

Er war ein stiller Aussenseiter. Er wurde ausgelacht und war immer wieder Zielscheibe für Spott und Hohn. Jetzt verursachte der 27-jährige Simon S.* bittere Tränen und unendliches Leid: Er ist der Amokläufer von Salez SG.

Am Samstag Nachmittag gegen 14.20 Uhr schlägt Simon S. zu. Im Zug der Südostbahn in Richtung St. Gallen. Zwischen Buchs und Altstätten schüttet er eine brennbare Flüssigkeit aus und zündet sie an. Und er sticht mit einem Messer auf wehrlose Passagiere ein.

Der Lokführer fährt weiter bis zum Bahnhof Salez. Dort auf dem Perron wartet ein Passant auf den Zug. Er reagiert geistesgegenwärtig und reisst den brennenden Täter aus dem Wagen. Laut Kantonspolizei hat er mit seinem Eingreifen vermutlich Schlimmeres verhindert.

Trotzdem ist das Ausmass der Attacke verheerend. Eine Frau stand komplett in Brand, ein 6-jähriges Mädchen erlitt schwere Verbrennungen. Dazu kommen die Stichverletzungen. Sechs Personen sind verletzt, vier davon sehr schwer. Helikopter brachten sie in verschiedene Spitäler. Die 6-Jährige sowie eine 17- und eine 43-jährige Frau sind schwer verletzt. Der Zustand der 17-Jährigen ist kritisch. Für eine 34-Jährige gab es keine Rettung mehr. Sie starb am Sonntag.

Täter Simon S. stirbt ebenfalls am Sonntag im Spital. Die Polizei konnte nicht mehr mit ihm sprechen. Sie weiss deshalb noch nicht, was ihn zu dieser wahnsinnigen Tat getrieben hat.

Laut Polizei-Sprecher Bruno Metzger gibt es keinen Hinweis auf einen terroristischen oder politischen Hintergrund.

BLICK weiss: Der Täter wohnte in einem Dorf im Fürstentum Liechtenstein. Er lebte dort seit rund drei Jahren zur Untermiete. Die Landespolizei durchsuchte am Samstag die Wohnung. «Im Rahmen einer Amtshilfe für den Kanton St. Gallen», sagt ein Sprecher.

Anwohner beobachteten die Hausdurchsuchung. «Die Polizei war mehrere Stunden da und machte Fotos», sagt einer. «Vielleicht haben sie im Keller Brandbeschleuniger gefunden.» Nachbarn beschreiben Simon S. als Einzelgänger. Ein Bekannter sagt: «Er war ein ruhiger, freundlicher Typ. Ich habe aber das Gefühl, dass er Probleme mit sich selbst hatte.»

Nachbarn beschreiben ihn als hochgewachsen und dünn, ein Schlacks mit Brille. Und er schielte. Die Leute machten sich lustig über ihn.

«Er war eigentlich ein lieber Kerl. Aber man merkte, dass er ein Leben lang gehänselt wurde», sagt der Bekannte und beschreibt ihn als gescheiten Typ. Aber: «Freunde hatte er keine. Er war oft allein.» Darum kannten ihn auch die Nachbarn nur vom Sehen: «Er lebte sehr zurückgezogen, grüsste nie zurück und sass oft im Garten und las.»

Der Amok arbeitete Teilzeit bei einem Autozulieferer in der Region, wo er er schon seine Lehre absolviert hatte. Und er studierte an der Hochschule für Technik in Buchs (NTB).

Zuhause spann er offensichtlich an seinen Gewaltfantasien. Bis er sie am Samstag in blutige Wirklichkeit umsetzte.

* Name der Redaktion bekannt

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