Anfang Mai klicken auf der Autobahn bei Kiefersfelden (D) an der Grenze zu Österreich die Handschellen: Die deutsche Bundespolizei verhaftet eine Schweizerin mit zwei Pakistani im Auto (BLICK berichtete).
Die Frau aus der Schweiz habe als Schlepperin fungiert – so die deutschen Behörden. «Das stimmt nicht», wehrt sich Barbara Schwager (56). «Wir haben nichts Kriminelles gemacht. Es war ein Ausflug von Italien über Österreich und Deutschland zurück in die Schweiz!», so die im Thurgau wohnhafte Zürcherin.
Die Schweizerin und der Pakistani
Im Zentrum steht ihre Liebe zu Nadeem Akram (26). Als die Mittfünfzigerin den Pakistani im letzten September an ihrem Wohnort in Ettenhausen TG kennenlernt, ist sein Asylgesuch noch nicht beantwortet. Schwager schildert: «Ich fuhr mit dem Elektro-Roller an ihm vorbei. Ich sah sein Gesicht, die Augen – da war es um mich geschehen!» Kurze Zeit später sehen sich die beiden zufällig auf der Gemeinde wieder, vereinbaren ein Rendezvous, verlieben sich.
Der Ärger beginnt, als Akrams Asylgesuch vom Staatssekretariat für Migration abgelehnt wird. Der Pakistani müsste das Land verlassen. Er selbst kann das nicht verstehen: «Ich bin ein politischer Flüchtling. Ich wurde Zeuge eines Mordes der Vereinigten Volksbewegung. Bei einer Rückkehr würden sie mich umbringen!» Da ihm die Abschiebung droht, organisiert Schwager einen Unterschlupf in Italien. In der Toskana mietet sich die Mutter einer erwachsenen Tochter eine günstige Wohnung an – und schmiedet Hochzeitspläne. «Wir lieben uns und kommen uns täglich näher», so das Paar zu BLICK. Mittlerweile sind sie verlobt.
Eine Hochzeit mit Hindernissen
Weil Nadeem Akrams Pass am Zoll hängen bleibt und angeblich verloren geht, fehlen offizielle Dokumente für die Hochzeit: «Die Leute auf den Ämtern sind gegen die Beziehung, weil ich mit einem Ausländer zusammen bin und der Altersunterschied so gross ist», so Barbara Schwager.
Mittlerweile wurde die IV-Rentnerin in Deutschland zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten wegen Schlepperei verurteilt – sass dort 16 Tage in U-Haft. Nadeem Akram musste wegen illegaler Einreise für fast einen Monat hinter Gitter.
Auf der Flucht vor den Behörden
Erst Montag kam Akram zurück in die Schweiz. Deutsche Polizisten überstellten ihn nach Kreuzlingen TG. Dort drücken ihm die Schweizer Beamten einen Zettel in die Hand: Er solle sich beim Migrationsamt in Frauenfeld melden. Doch dazu kommt es nicht, stattdessen taucht ihr Lover bei Schwager zu Hause auf. «Wir waren überglücklich, sind uns in die Arme gefallen!», so Nadeem Akram. Für die Verliebten ist klar: «Wir gehören zusammen!» Die beiden Heiratswilligen möchten sich nun in die Toskana absetzen. BLICK hat das Thurgauer Migrationsamt mit dem Fall konfrontiert. Dieses kann sich zu Einzelfällen nicht äussern.