André Schlatter (52) erlebte die schlimmsten Stunden seines Lebens
Der entführte «Millionär» ist Stadtrat von Amriswil

Sie lauerten ihm in der Garage auf, verschleppten ihn über die Grenze und drohten ihn umzubringen.
Publiziert: 01.04.2014 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:27 Uhr
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Rechtsanwalt André Schlatter sitzt seit 2005 für die CVP im Stadtrat von Amriswil TG.
Foto: BLICK
Von Michael Spillmann

Gekidnappt im eigenen Auto, über die Grenze gefahren und Hunderte Kilometer entfernt im Nirgendwo ausgesetzt. Die Entführung eines angeblichen Schweizer Millionärs nach Bayern bleibt auch nach drei Tagen noch mysteriös.

Das Opfer ist der Thurgauer Rechtsanwalt André Schlatter (52) - laut Eigenaussage gar kein Millionär. Er amtet seit 2005 für die CVP als Stadtrat von Amriswil, war bis 2012 Mitglied des Kantonsparlaments. Schlatter sitzt bei mehreren nationalen und internationalen KMU im Verwaltungsrat und praktiziert in einer Kanzlei in St. Gallen.

Die St. Galler Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es keine geplante Entführung und Schlatter wohl ein Zufallsopfer war. Hatten es die Gangster etwa nur auf seinen BMW 530 abgesehen? Es waren die schlimmsten Stunden im Leben des ehemaligen Obersten: Samstag, zehn Uhr, schlagen die Entführer zu. In einer Hotel-Tiefgarage in St. Gallen. BLICK weiss: Schlatter sitzt schon im Auto, da halten ihn die zwei Männer an. Wie lange haben sie auf das richtige Opfer gewartet? Überwachungsvideos zeigen: Das Duo lungert eine Stunde in der Garage herum.

Brutal: Die Gangster drohen mit einer Pistole! Einer der Täter setzt sich ans Steuer. Die Fahrt geht Richtung Deutschland, über die Grenze. Die Männer drohen, Schlatters Familie etwas anzutun. Was wollen sie vom Anwalt? Nach Stunden und fast 500 Kilometern Fahrt hält der Lenker. Auf einem Feldweg bei Kautendorf, nahe der tschechischen Grenze. Einer sagt: «Steig aus, jetzt wirst du erschossen.» Schlatter steigt aus, doch der Wagen braust davon. Mittlerweile ist das Opfer zurück in der Schweiz und wohlauf.

Die beiden Gangster wurden inzwischen geschnappt, einer in Deutschland, der andere in Tschechien. Mindestens einer von ihnen soll Tscheche sein. Auch das Auto wurde gefunden.

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