Mordfall Boppelsen – Abzockerei und Drohungen
Unsere Zeit bei den unheimlichen LKW-Schiebern

Werner S. hat für das Lastwagenschieber-Ehepaar gearbeitet. Schon nach dem ersten Arbeitstag kam es zum Streit.
Publiziert: 08.08.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:49 Uhr
1/8
Edith und ihr Mann Werner S. hatten ein mulmiges Gefühl während der Aussprache mit den LKW-Schiebern – jetzt fühlen sie sich bestätigt.
Foto: PETER GERBER
Lea Gnos

Das junge Ehepaar Corinne (26) und Thomas K.* (25) lebte unauffällig. Es wohnte mit seinen Kindern in einem gemieteten Stöckli in Utzigen BE. Sie führten eine Spedition, die sie nach einem ersten Konkurs im Januar 2015 aber aufgaben.

Seit letzter Woche sitzt das Paar in Untersuchungshaft. Es soll in den Mord an Pascal E.* († 36) – alias Ferrari-Pascal – verwickelt sein. Er wurde Anfang Juni bei Boppelsen ZH tot aufgefunden. Es ging um einen LKW-Deal (BLICK berichtete).

Doch es kommt noch mehr ans Licht. Am Tag der Verhaftung gräbt die Polizei beim Haus des Ehepaars eine zweite Leiche aus. Es ist ein seit April vermisster 25-jähriger Schweizer. Das Paar wird verdächtigt, auch ihn getötet zu haben. Auch hier ging es um Fahrzeug-Diebstahl.

An beiden Tötungsdelikten sollen der Solothurner Markus N.* (33) und ein Berner Kollege (26) des Paars beteiligt sein. Die beiden Männer sitzen ebenfalls hinter Gittern. Es scheint, als sei den Fahndern eine mörderische LKW-Schieberbande ins Netz gegangen.

Werner S.* (63) aus Kerzers FR arbeitete für das Ehepaar K. als Chauffeur. Ein Albtraum. «Thomas K. war eher ein Ruhiger, aber seine Frau eine Furie», erzählt er. Das Arbeitsverhältnis dauerte nur einen Tag, dann kam es zu einem bösen Streit.

Beim Ausliefern passiert ein kleiner ­Unfall, der Lieferwagen bekommt einen Kratzer ab. Werner S. meldet es seinem Chef.Thomas K. friert sofort den Tageslohn des Chauffeurs ein, feuert ihn und schickt ihm eine gesalzene Reparaturrechnung von 2800 Franken. «Wir haben den Rechtsschutz eingeschaltet, weil wir dachten, ein kleiner Kratzer könne doch nicht so teuer sein», sagt seine Frau Edith S. (62).

Das Autohaus, das den Fall für die Versicherung untersuchte, habe ihnen recht gegeben, sagt Edith S.: «Es seien ältere Schäden dabei, die mein Mann nicht verursacht haben könne. Und 1000 Franken übernehme sowieso die Versicherung.»

Doch das Schieber-Paar aus Utzigen bleibt stur und betreibt Werner S. «Wir erhoben Rechtsvorschlag», sagt seine Frau, «und suchten mit den beiden auf ihrem Bauernhof das Gespräch.» Ihr sei mulmig geworden. «Sie haben uns gedroht, und es war ein bulliger Typ dabei, der uns als Chauffeur vorgestellt wurde.» BLICK weiss: Es war LKW-Schieber-Kollege Markus N.

«Man verbot uns, mit dem Autohaus zu sprechen, das die Untersuchung durchführte», sagt Edith S. «Und wir bekamen Hausverbot für das Stöckli, was absurd ist, weil wir sowieso nicht mehr dorthin wollten.» Während des Besuchs hätten die beiden Kinder des Paares «wie am Spiess» geschrien. «Die Frau kam mir bösartig vor», sagt Edith S. «Auch die Nachbarn wollten nichts mit ihr zu tun haben.»

* Name d. Red. bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?