Ueli Bichsel (66) hat 238 Häsli. Und er kennt jedes einzelne von ihnen. «Wenn eines fehlt, merke ich das spätestens nach zwei Tagen.»
Der Pensionär führt in Abtwil AG seit fast zehn Jahren den Häslihof. Im Gnadenhof kommen Hasen unter, die keiner mehr will oder die schlecht gehalten wurden. «Bei neuen Patienten sind starker Durchfall, Parasitenbefall und eingewachsene Krallen leider häufig», sagt Bichsel.
Für ihn ist darum klar: «Hasen sind keine Haustiere. Nur mit Auslauf und Garten ist die Haltung artgerecht.» Trotzdem kommt es immer wieder zu unüberlegten Käufen – gerade an Ostern. Viele Hasen sind auch Scheidungsopfer. Wenn die Partner in kleinere Wohnungen ziehen, hat es oft keinen Platz mehr für den Hasen.
Mit viel Glück landen solche Tiere auf dem Häslihof. Das Areal bietet Platz, Versteckmöglichkeiten und sogar ein unterirdisches Tunnelsystem. Zudem ist es immer picobello sauber. Dafür opfert Bichsel seine ganze Zeit. Der ehemalige Bauarbeiter schaut 365 Tage im Jahr zu seinen Schützlingen. Ferien? «Kommt nicht in Frage», sagt er.
Für seine Häsli plünderte Bichsel seine Pensionskasse. Trotzdem ist er auf Spenden angewiesen, da er keine Tiere weggibt. «Aktuell ist die Finanzlage dürftig», sagt er zu BLICK.
Immer nachmittags ist der Häslihof im Aargau für Besucher geöffnet. Doch es gelten klare Regeln: «Wer Pelz trägt oder die Tiere grob behandelt, fliegt sofort raus!»