Roland Wenger (55) fiel aus allen Wolken. Am Freitagabend rief ihn der Präsident der «Seetal Selection» an, einem Verbund der Juniorenmannschaften des FC Seengen und FC Sarmenstorf. Der teilte Wenger mit, was er soeben erfahren hatte: Thomas N.* (33), Mannschaftskoordinator der Klubs, sitzt seit Donnerstag im Gefängnis. Er, der zurückhaltende, aber engagierte Fussballfan, ist der Vierfachmörder von Rupperswil.
«Ich war schockiert», sagt Mediensprecher Wenger mit gefasster Stimme. Noch am selben Abend verschickt die «Seetal Selection» eine Mitteilung an die Kinder und deren Eltern, in denen er das schier Unfassbare in Worte zu fassen versucht.
Am Mittwoch coachte er noch eine Mannschaft
Laut Wenger war N. von 2008 bis 2013 als Trainer verschiedener Junioren-Teams tätig. «Er war grundsätzlich beliebt, wir haben nie eine Reklamation bekommen», betont er. Seit drei Jahren habe N. nur noch sporadisch die Nachwuchsfussballer trainiert. Er kümmerte sich um die Planung der Saison, Spieleraustauschs und Trainer-Ersatz. «Nur zwischendurch – wenn Not am Mann war – hat er noch ein Training geleitet», sagt Wenger.
Es war just am Tag vor der Festnahme, als N. ein letztes Mal einsprang. In Seengen stand er als Coach an der Seitenlinie, weil ein Trainer aus familiären Gründen verhindert war, erzählt Wenger. Ein Tag später schlug die Polizei zu.
«Es war alles stimmig»
Was N. tat, wenn er sich gerade nicht für den Verein engagierte? Wenger muss passen. Wie andere Bekannte weiss auch er, der zweimal ein Juniorenlager mit N. organisiert hatte, kaum etwas über das Privatleben des Killers. «Ich kenne ihn als Fussballtrainer – und weniger als Menschen», meint er. N. habe ihm einmal am Rande von seinen Hunden erzählt, zudem gab er an, Medizin zu studieren. Das war alles. «Es war alles stimmig», sagt Wenger.
Das sich der unauffällige Student – der anderen gegenüber angegeben haben soll, Rechtswissenschaften zu studieren – nun als kaltblütigen Mörder mit möglicherweise pädophiler Neigung entpuppte, schockiert insbesondere auch die Eltern der Fussball-Junioren. Einige hätten sich nach Erhalt der Mitteilung des Vereins bei ihm gemeldet, sagt Wenger. «Sie sagten, sie seien überfordert. Wie sollen sie es ihrem Kind bloss sagen?»
Nun plane man für kommenden Montag ein Treffen, an dem sich betroffene Eltern austauschen können und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen können sollen. «Es ist eine Tatsache, dass er unter uns gelebt hat», sagt Wenger. «Damit müssen wir jetzt zurechtkommen.» (lha)
* Name der Redaktion bekannt.