«Flüchtlinge liegen uns ewig auf der Tasche»
SVP-Glarner schockiert die ARD

Die ARD berichtet heute Morgen aus Oberwil-Lieli, weil die reiche Gemeinde keine Asylbewerber aufnehmen will. Der Reporter ist schockiert über die Aussagen von SVP-Gemeindeammann Andreas Glarner.
Publiziert: 21.09.2015 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 19:55 Uhr

Oberwil-Lieli, die wohlhabende Gemeinde im Kanton Aargau, zahlt 290'000 Franken damit sie keine Asylbewerber aufnehmen muss (Blick.ch berichtete).

Davon hörte auch die Redaktion des ARD-Morgenmagazins und schickte den Reporter Daniel Hechler auf Spurensuche. Heute morgen wurde der Beitrag unter dem Titel «Ein Schweizer Dorf kauft sich frei» ausgestrahlt.

Er beginnt mit schönen Bildern aus dem Dorf. «Hier zeigt sich die Schweiz von der Schokoladenseite. Hier ist die Welt noch in Ordnung.»

Flüchtlinge sollen umkehren

Gemeinsam mit SVP-Gemeindeammann Andreas Glarner läuft Hechler durch das Dorf. «Glarner ist millionenschwerer Unternehmer. Stolz zeigt er sein Dorf. Sauber soll es sein und frei von Flüchtlingen», heisst es im Kommentar.

Im Interview nimmt Glarner kein Blatt vor den Mund: «Wir möchten zurzeit keine Asylbewerber aufnehmen.»

Der Reporter fragt darauf: «Was sagen sie einer Familie, die am Grenzzaun steht, eine Mutter mit zwei Kindern, die verzweifelt um Einlass nach Europa bittet, um dort Schutz zu erhalten?»

«Dass sie die Reise vergebens gemacht haben», antwortet Glarner knallhart. «Was sollen sie tun?» Antwort: «Umkehren.»

«Warum?», fragt der Reporter. «Das sind potentielle Sozialhilfebezüger, die uns auf immer und ewig auf der Tasche liegen», sagt Glarner.

Reporter: «Bei uns wäre das rechtsradikal»

Mit dieser harten Haltung kommt Glarner bei der Bevölkerung gut an. Er zeigt dem ARD-Reporter Mails, in denen ihm die Leute gratulieren. «Gratulation für ihre Politik gegen Schmarotzer und Parasiten», schreibt einer. Hunderte solcher Mails habe er bekommen sagt Glarner. Kritik gebe es selten.

«Für mich ist das bedrückend», meint dazu der Reporter.

Sein Fazit zum Ende des Berichts: «Solche Ansichten, die bei uns als rechtsradikal gelten würden, sind hier salonfähig. Oberwil-Lieli ist letztlich ein eher dunkler Fleck der Schweiz, der mit der humanitären Tradition der Schweiz so gar nichts zu tun haben will.» (sas)

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