Die Welt kennt jetzt Nancy Holten (42). Auf Dutzenden von internationalen Websites prangen Schlagzeilen wie: «Veganerin wird wegen ihrer Ansichten die Schweizer Bürgerschaft verwehrt.» Die Geschichte der Kuhglocken-Gegnerin, der im November zum zweiten Mal bei der Gemeindeversammlung in Gipf-Oberfrick AG die Einbürgerung verweigert wurde, bewegt.
Nachdem diese Woche ein Porträt über Holten auf Englisch erschien, verbreitete sich die Geschichte wie ein Lauffeuer im Internet. «Am Mittwoch gab ich den ganzen Tag Interviews, von 6.30 Uhr bis Mitternacht», sagt die Niederländerin zu BLICK.
Unter anderem melden sich BBC, CNN, das britische Boulevardblatt «Daily Mail», Medien aus Russland, den Niederlanden und Dänemark. Viele Blogger aus der US-Veganer-Szene hätten sich auch sehr für die Geschichte interessiert. «Ich habe den Überblick verloren», sagt Holten.
«Mein Englisch ist nicht das beste»
Die Kommunikation war nicht ganz einfach. «Mein Englisch ist nicht das beste», gibt Holten zu. Eine Freundin habe ihr geholfen, die vielen E-Mail-Anfragen zu übersetzen und zu beantworten.
Auch die Gemeinde Gipf-Oberfrick geriet ins Scheinwerferlicht. «Wir sind in den letzten Tagen von etlichen Medien kontaktiert worden», sagt Gemeindeschreiber Urs Treier zu BLICK. Im Moment gibt er internationalen Zeitungen keine Interviews mehr, «das würde den Rahmen sprengen». Stattdessen bekommen Interessierte eine Stellungnahme per E-Mail.
«Gute Chancen» auf eine Einbürgerung
Auf die Frage, ob die Geschichte ein schlechtes Licht auf Gipf-Oberfrick wirft, antwortet Treier lakonisch: «Ob es wichtig ist, was die ganze Welt über Gipf-Oberfrick denkt, wage ich zu bezweifeln.» Er verteidigt die Dorfbewohner: «Ich weiss, dass unsere Einwohnerinnen und Einwohner durchaus weltoffen und auch nicht fremdenfeindlich sind.»
Die Causa liegt jetzt beim Regierungsrat des Kantons Aargau – denn Holten hat Beschwerde eingereicht. Treier stellte bereits klar, dass er einen definitiven Beschluss erwartet. «Der Gemeinderat erwartet, dass der Regierungsrat entscheidet und das Geschäft nicht mehr zur erneuten Beurteilung zurückweist, wie auch immer der Entscheid ausfällt», sagte er im Dezember zur «Aargauer Zeitung».
Da es keine sachlichen Gründe dagegen gebe, gehe er davon aus, dass Holten «gute Chancen» auf eine Einbürgerung hat.