Der Raubtierzoo ist geschlossen
Das Katz- und-Maus-Spiel des René Strickler

Der Raubtierzoo von René Strickler (65) ist geschlossen, es droht die Zwangsräumung. Er habe einen Investor, der den Park retten wolle, sagt er – belegen kann er das nicht.
Publiziert: 13.03.2016 um 21:11 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:53 Uhr
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«Mit 20 Millionen einschliesslich Landpreis ist der Park realisierbar, und die Pläne dafür liegen vor», sagt Strickler.
Niklaus Wächter

Am Anfang stand die Suche nach einem Winterlager. «Nachdem ich das schöne, offene Landstück gesehen hatte, habe ich beschlossen, künftig nicht mehr auf Tournee zu gehen, sondern in Subingen sesshaft zu werden», berichtet René Strickler. Wie ernst er es mit der Sesshaftigkeit gemeint hat, hat sich damals keiner träumen lassen.

Die Immobilienfirma Espace Real Estate verpachtete ihm erst 6000 Quadratmeter Land, zwei Jahre später knapp weitere 6000. Für 3000 Franken monatlich. Und die Solothurner Gemeinde ernannte das Gelände für fünf Jahre zur Raubtierparkzone. Das war 2004. «Heute steht der Park illegal auf seinem wieder zur Industrie­zone gewordenen Platz», stellt der Su­binger Gemeindepräsident Hans Ruedi Ingold klar.

Das einst freundschaftliche Verhältnis zwischen dem eigenwilligen Raubtiervater und der Gemeinde hat sich abgekühlt. Gemeindepräsident Ingold bleibt freundlich: «Nein, der Raubtierzoo stört in Subingen nicht.» Dabei müsste der Zoo schon seit sieben Jahren weg sein.

«Die erste Kündigung erfolgte im Jahr 2007 per September 2008», sagt Victor Schmid, Sprecher von Espace Real Estate. Die Immobilienfirma will ihre Landreserven zonenkonform überbauen oder verkaufen. Das geht aber nicht mit ­einem Raubtierzoo darauf. Strickler reagierte mit Mieterstreckungsgesuchen. «Das Gericht hat mir dann zu meinem Recht verholfen. Die Vermieterin dagegen ist mir nicht entgegengekommen», so Strickler.

Zutreffend ist das nicht: Als letztes Jahr vor Gericht erneut über den Auszug des Raubtierparks verhandelt wurde, dehnte die Vermieterin den Termin ohne rechtlichen Zwang um ein halbes Jahr aus. Trotz siebenjähriger Auseinandersetzung. «Ja, ich habe der Räumung des Parks per Ende 2015 schriftlich zugestimmt», bestätigt Strickler. Eingehalten hat er den Termin nicht. Obschon Strickler für umgerechnet fünf Millionen Franken in Norddeutschland einen grossen Tierpark kaufen könnte.

Wo ist der Investor?

«Ich will in der Schweiz bleiben», sagt er. Trotz jahrelanger vergeblicher Suche nach einem anderen Standort. Nachdem er als Mieter nicht mehr erwünscht ist, will er nun das gesamte noch unbebaute Industrieland kaufen. Knapp 50'000 Quadratmeter. Kostenpunkt: rund zwölf Millionen Franken. Darauf soll ein Raubtierpark von der vier­fachen Grösse des heutigen entstehen. «Mit 20 Millionen einschliesslich Landpreis ist der Park realisierbar, und die Pläne dafür liegen vor», sagt er.

«Das ganze Vorhaben müsste detailliert geplant und von den Stimmbürgern gutgeheissen werden», gibt der Gemeindepräsident zu bedenken. Vor allem aber: René Strickler bräuchte ­einen Investor. Seit Monaten spricht er gegenüber der Vermieterin, der Gemeinde und den Medien davon, dass dieser gefunden und die Geldüberweisung nur noch Formsache sei. Mitte nächster Woche sollen «neue, relevante Fakten bezüglich des Landkaufs in Subingen» vorliegen, verspricht er.

Klar ist: Es eilt. Seit Monaten ist der Raubtierpark geschlossen. Strickler liebkost und trainiert seine Raubkatzen allein in der leeren Arena. Während der zwölf Betriebsjahre hat der Park weniger als 500'000 Besucher angelockt. In den letzten Jahren gingen die Besucherzahlen zurück.

Nun droht der schlimmste Besuch: ein Räumungskommando mit Tierarzt. «Es gibt keine weiteren Verhandlungen», erklärt Amtsgerichtsschreiberin Sabine Kunz vom Richteramt Bucheggberg-Wasseramt. Man warte jetzt noch ausstehende Gutachten ab – dann werde entschieden. Die Räumung des Geländes sei dann nicht mehr Sache des Gerichts. Dass die Tiere bei einer Räumung gegebenenfalls eingeschläfert würden, wie das von Tierfreunden befürchtet wird, lasse sich nicht ausschliessen.

Tierschutzorganisationen stehen mit René Strickler seit Jahren in Kontakt, denn das sich anbahnende Tierdrama war vorhersehbar. Es geht um 17 Raubkatzen, einen alten Kragenbären und 30 weitere Tiere aus dem Streichelzoo.

Todesspritze für Tiere?

Sowohl der Schweizer Tierschutz als auch die Stiftung Vier Pfoten sind nicht begeistert von Stricklers Raubtierpark. Aber sie sind dennoch entschlossen, sich für die Rettung der Tiere einzusetzen. «Für uns wäre die Euthanasie der Tiere absolut inakzeptabel», erklärt Julie Stillhart, Länderchefin von Vier Pfoten. Sie fordert einen Plan für den Fall einer Zwangsräumung und bietet Ausweichplätze an.

Zum Beispiel in der Auffangstation der Stiftung in Süd­afrika. Doch Strickler winkt ab – und glaubt weiterhin, die Probleme selber lösen zu können. «Bis jetzt bin ich finanziell immer über die Runden gekommen», sagt er. Zudem habe jedes Tier einen ­Paten – für das leibliche Wohl der Tiere sei gut vorgesorgt.

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