Was ist es wohl für ein Gefühl, von einer Lawine überrascht zu werden und minutenlang unter einer dicken Schneedecke verharren zu müssen? Dieses Szenario hielt ein Skifahrer in Verbier VS im Februar mit seiner Kamera fest.
Am Anfang des Films, den der junge Mann auf «youtube.com» veröffentlichte, sieht man seinen lachenden Begleiter, der begeistert seine Brille aufsetzt und mit seinen Skiern den schneebedeckten Hang hinunter kurvt.
Der Kameraträger folgt seinem Kollegen durch den Tiefschnee, bis er plötzlich von einer Lawine erfasst wird. Schnee wirbelt um seinen Kopf und bedeckt den jungen Mann innert wenigen Sekunden.
Unter der dicken Schneehaube gefangen, ruft der Verunglückte nach Hilfe. Er kann sich kaum bewegen – die Schneemassen über ihm sind dick, eine Befreiung ohne Hilfe aussichtslos.
Mit Hilferufen versucht der junge Mann auf sich aufmerksam zu machen. Viereinhalb Minuten muss er unter der Lawine ausharren, bis ihn seine Freunde schliesslich finden und aus seiner misslichen Lage befreien können.
Gedanken an den Tod
Wie das Opfer später auf «youtube.com» kommentierte, konnten ihn seine Freunde mittels Sendeempfänger orten. Die Schneedecke über ihm war anderthalb bis zwei Meter dick.
«Da war eine Menge Schnee. Auf der Kamera kann man Licht erkennen, doch in Wirklichkeit war alles dunkel», schrieb der Freerider. Auf die Frage, ob er auch an den Tod denken musste, als er unter dem Schnee gefangen war, antwortete er: «Ja, ich dachte die ganze Zeit an den Tod.»
Je länger verschüttet, desto niedriger die Überlebenschancen
Mit einer Wartezeit von knapp fünf Minuten hatte der junge Mann verhältnismässig gute Aussichten, lebend gefunden zu werden. Doch wie die Statistik des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zeigt, sinken die Überlebenschancen einer verschütteten Person ab einer Wartezeit von fünfzehn Minuten markant.
Ist ein Lawinenopfer neunzig Minuten unter der Schneedecke gefangen, hat sie eine Überlebenschance von gerade mal noch zwanzig Prozent. Eine verschüttete Person kann im Durchschnitt nach etwa dreissig Minuten von Rettungskräften geborgen werden.
Schon wieder eine Lawine
Letzten Montag wurde eine vierköpfige Familie abseits der Piste in Verbier VS von einer Lawine verschüttet. Sie konnte sich selbst aus dem Schnee befreien.
Weniger Glück hatte ein 54-jähriger Mann im Val Bever. Auch er wurde von einer Lawine verschüttet, konnte jedoch nur noch tot geborgen werden. (nsg)