Medienpädagoge Philipp Wampfler zum Fall Paul (12)
Das macht Online-Spiele gefährlich

Paul (12) lernte den Deutschen Koch Werner C. im Internet über das Spiel Minecraft kennen. Die Polizei warnt vor sogenannten harmlosen Online-Spielen.
Publiziert: 27.06.2016 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:46 Uhr
«Kinder im Netz begleiten»: Philippe Wampfler appelliert an die Eltern.
Foto: zVg
Marlene Kovacs und Roman Rey

Der 12-jährige Paul tappte in die Chat-Falle: Über das beliebte Spiel Minecraft lernte er Werner C. (35) kennen. Der Koch auf Düsseldorf (D) hatte laut Polizei Kontakt mit dem Minderjährigen aufgenommen.

Minecraft wurde über 22 Millionen Mal verkauft – die grösste Zielgruppe des Spiels sind unter 15-Jährige. Das macht das harmlose Game auch attraktiv für Erwachsene, die sich für Teenager interessieren.

Medienpädagoge Philipp Wampfler (38) bestätigt: «Gerade Buben sind über solche Spiele einfach kennenzulernen. Es gibt Erwachsene, deren Masche es ist, auf diese Weise in Kontakt mit Minderjährigen zu kommen.»

«Man hilft ja seinem Kind auch beim ersten Mal über die Strasse»

Bei Facebook sei man sich mittlerweile der Gefahren bewusst. Bei Online-Games weniger. Obwohl auch dort die Spieler über Chats und Foren kommunizieren. Es sei wichtig, dass Eltern ihre Kinder beim Einstieg in solche Spiele begleiten.

«Man hilft ja seinem Kind auch beim ersten Mal über die Strasse. So muss man ihm auch beibringen, wie man sich beim Kontakt in Internet-Chats verhält», sagt Wampfler.

Paul war bei seinen Angaben im Netz sehr unvorsichtig. «Hallo Leute. Mein Name ist Paul», stellte er sich im Game-Forum vor. «Mein Alter ist 12. Ich bin in der 5. Klasse. Ich wohne in der Schweiz in Gunzgen.» Vor solchen persön­lichen Angaben rät Me­dienpädagoge Wampfler dringend ab. «Die Profile von Kindern müssen anonym sein. Nie sollten sie den richtigen Namen, ihr Alter oder ihren Wohnort angeben.»

«Pädophile gehen dahin, wo Kinder sind: zu Minecraft»

Das Game Minecraft lässt sich mit einem virtuellen Lego-Kasten vergleichen und gilt als pädagogisch wertvoll. Rund um das Spiel herum existiert eine riesige Gemeinschaft in Chats, Foren und Youtube-Kanälen, wo sich Spieler auch privat kennenlernen.

Hier wird es heikel. Nicht zum ersten Mal gerät Minecraft wegen eines Pädophilie-Verdachts in die Schlagzeilen. Ein 27-jähriger belgischer Minecraft-Spieler, der dank Youtube-Videos zum Star wurde, hat Nacktbilder einer 15-jährigen Spielerin veröffentlicht – zudem soll er mehrere Minderjährige sexuell belästigt haben.

Es ist nicht der einzige Fall. Der Blogger «Keemstar», der mehrere Verdachtsfälle aufgedeckt hat, warnt Eltern und sagt in einem Video: «Wo gehen Pädophile im echten Leben hin? Auf den Spielplatz. Und im Internet? Dahin wo die Kinder sind: zu Minecraft.»

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