Kardiologe zu Udo Jürgens' Tod
Wie gefährlich ist Rührei mit Speck?

Ein sportlicher Mann bricht plötzlich zusammen und stirbt. Der Tod von Udo Jürgens (†80) schockiert und verunsichert zugleich. Kann der Herztod jeden treffen? Ein Kardiologe gibt Antwort.
Publiziert: 23.12.2014 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2019 um 10:21 Uhr
Von Claudia Mascherin

Udo Jürgens wirkte jung und dynamisch – fast schon jugendlich für seine 80 Jahre. Doch er starb an Herzversagen. Sein Herz war schwach. Am Sonntag hörte es auf zu schlagen. Blick.ch hat beim Zürcher Kardiologen Schlomo Aschkenasy nachgefragt, wie es dazu kommen konnte.

Udo Jürgens brach bei einem Spaziergang unerwartet zusammen, was war passiert?


Ich weiss nicht, ob es eine Obduktion gegeben hat. Theoretisch hätte es zum Beispiel auch eine Hirnblutung oder ein grosser Hirnschlag sein können. Wenn jemand stirbt und tot am Boden liegt, kann man das ohne Obduktion nicht sicher unterscheiden. Ein Herzinfarkt ist jedoch am häufigsten und daher am wahrscheinlichsten.

Udo Jürgens wirkte jung und aktiv. Kann der plötzliche Herztod jeden treffen?


Im Prinzip schon. Aber es trifft viel seltener Junge ohne Risikofaktoren. Zur Risikogruppe gehören beispielsweise Raucher und Diabetiker, Personen mit Bluthochdruck und hohem Cholesterin. Auch eine genetische Vorbelastung birgt ein Risiko – wenn es also in der Familie schon andere frühe Fälle von Herzinfarkten oder Hirnschlägen gab (Männer unter 55 oder Frauen unter 65).

Wie spielt die Ernährung mit? Udo Jürgens hatte zum Brunch noch Rührei und Speck.


Die Ernährung hat sicher einen Effekt. Und klar sollte man nicht jeden Tag einen riesigen Teller mit Eiern und Speck essen, aber man muss auch leben. Sich was gönnen. Udo Jürgens ist nicht wegen der Eier und dem Speck gestorben. Er war 80, das gibt es einfach. Er hatte einfach Pech.

Kann man denn gar nichts machen?


Die Vorsorge verhindert nicht alle Infarkte. Die Situation von Udo Jürgens kenne ich nicht. In vielen Fällen kann man eine koronare Herzkrankheit aber mit einem Belastungstest erkennen, bevor es zum Infarkt kommt. Aber eine Garantie ist auch das nicht.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in die Vorsorge zu gehen?


Mit 30 muss man sich in der Regel noch nicht untersuchen lassen. Ab 50 ist es sinnvoll alle paar Jahre einen Belastungstest zu machen. Eventuell auch schon früher, wenn beispielsweise der Bruder bereits mit 40 einen Infarkt hatte. Wer mehrfach die Woche joggen geht und dabei keine Probleme hat, der muss bei Beschwerdefreiheit nicht zum Arzt.

Hilft Sport vorbeugend?


Sport schützt nicht vor einem Herzinfarkt, aber die Prognose ist besser. Sportliche Menschen kommen nach einem Infarkt wieder schneller auf die Beine. Zudem ist Sport auch ein guter Indikator. Wer beim Training Beschwerden auf der Brust hat, soll zum Arzt. Wenn der Schmerz mit der sportlichen Belastung kommt, rate ich zur Untersuchung.

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