Auf der Glattalp entstehen regelmässig sogenannte Kaltluftseen – in denen die Temperaturen extrem tief fallen. In den letzten Tagen wurde es kontinuierlich kälter, um heute Nacht die Spitze zu erreichen: Minus 45,4 Grad!
Zum Vergleich: Der von den anderen Wetterstationen anerkannte Kälterekord aus dem Jahr 1987 beträgt -41,8 Grad aus La Brévine, da nach den Standards der meteorologischen Weltorganisation gemessen wurde. Jörg Kachelmann von Meteomedia teilt heute mit: Die auf der Glattalp gemessene Temperatur sei die «tiefste seit Beginn von Messungen mit einer Station, die den Vorschriften der Meteorologischen Weltorganisation genügt.»
Die Temperaturfühler befänden sich genau zwei Meter über Schnee und sei deshalb vorschriftsgemäss. Die Station des Elektrizitätswerk Schwyz kam auf -45,9 Grad. Diese entspreche aber nicht den Standards, da sie näher am Schnee messe. Jörg Kachelmann zu Blick.ch: «Es war nur eine Frage der Zeit.» Es sei, um eine derart extreme Kälte zu entwickeln, die «perfekte Nacht» gewesen. Denn: «Die Bise muss aufhören, gleichzeitig dürfen aber die Wolken noch nicht da sein.» Dies sei heute Nacht der Fall gewesen.
Die Nacht auf heute liess auch die diesjährigen Rekorde für Tiefstwerte in bewohntem Gebiet fallen: In Samedan GR wurden -35,1 Grad gemessen. Fast ebenso kalt wie in Samedan GR war es auf der Alp Buffalora am Ofenpass GR mit -31,8 Grad. In La Brévine im Neuenburger Jura, dem sogenannten Sibirien der Schweiz, war es –27,6 Grad.
Stationen zertifizieren?
Am Wochenende hatten die Rekordwerte eine Kontroverse unter den Wetterdiensten ausgelöst. Kritisiert wurde etwa, dass es fragwürdig sei, an unbewohnten Orten mit extremen Bedingungen wie auf der Glattalp zu messen. Sprecherin Bärbel Zierl von MeteoSchweiz sagt gegenüber Blick.ch: «Wir zweifeln den Rekord von Herrn Kachelmann nicht an. Wir können aber auch keine Aussage zu den Temperaturen machen, da diese Station nicht Teil unseres Messnetzes ist.»
Der Rekord von La Brévine wurde seit 1987 als «offizieller Rekord» gehandelt, weil dies der tiefste Wert gewesen war, der auf dem Netz der staatlichen MeteoSchweiz gemessen worden ist. Zierl dazu: «Wir sagen nicht, dass es auch der kälteste Ort der Schweiz ist.»
Immer wieder gibt es unter den Wetterdiensten Diskussionen um die Rekordwerte, da gegenseitig angezweifelt wird, ob die WMO-Standards eingehalten werden. Offenbar laufen bei MeteoSchweiz nun Bestrebungen, diese Streitpunkte zu eliminieren und verlässliche Daten von allen Diensten erheben zu können. Bärbel Zierl sagt: «Wir diskutieren derzeit, ob wir diejenigen Stationen zertifizieren können, welche WMO-Standards entsprechen.»