Schlafen, Essen, Schiessen, Lernen, Vorträge anhören.» So beschreibt Sarah O.* (16) ihren Alltag als Gotteskriegerin. Das Mädchen aus dem deutschen Konstanz reiste im Oktober letzten Jahres nach Syrien in den Dschihad – nach einem Besuch in der Schweiz.
Die Berhörden gehen davon aus, dass Sarah an einer Benefiz-Veranstaltung für Syrien in Winterthur ZH den endgültigen Entschluss fasste, in den Heiligen Krieg zu ziehen. Organisiert wurde der Event Ende September von der deutschen Gruppierung Ansaar International. Nur einen Monat später reiste Sarah nach Syrien. Der Fall zeigt, wie eng der Austausch zwischen radikalen Islamisten aus der Schweiz und Deutschland ist. «Dem Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg ist bekannt, dass deutsche Salafisten grenzübergreifend auch in der Schweiz aktiv sind», bestätigt Sprecher Georg Spielberg.
Wie wurde aus der Gymnasiastin Sarah eine Gotteskriegerin? Das Mädchen wurde im islamischen Glauben erzogen. Ihre Mutter ist eine deutsche Konvertitin, ihr Vater Mohammed O. kommt aus Algerien, arbeitet im Thurgau und bezeichnet sich selbst als «strenggläubig, aber nicht radikal». Mindestens einmal besuchte er eine Veranstaltung des Islamischen Zentralrates Schweiz (IZRS). Sein Profilbild auf Facebook zeigt ihn an der Jahreskonferenz des IZRS.
«Ich hätte niemals gedacht, dass Sarah weggeht», sagte Moham-med O. gegenüber deutschen Medien. Lange sei sie ein ganz normales Mädchen gewesen. Sie trug zwar Kopftuch, ging aber ans Gymnasium und nahm an Volksläufen teil. Nach der achten Klasse reiste Sarah nach Algerien, besuchte eine islamische Schule. Als sie zurückkam, war sie eine andere. Strenggläubig. Im Internet suchte sie Kontakte zu deutschen Salafisten.
Ende Oktober verliess Sarah Deutschland. Ihr Handy wurde in der Nähe von Aleppo geortet. Dort hat sie kurz vor ihrem 16. Geburtstag einen deutschen Islamisten geheiratet. Kommentare im Internet lassen vermuten, dass sie mittlerweile schwanger ist.
Beim IZRS, dem Sarahs Vater nahesteht, lässt man verlauten, man kenne den Fall nur aus den Medien. Der Verein will Schweizer Muslimen nicht dazu raten, nach Syrien in den Krieg zu ziehen – aber auch nicht davon abraten. «Wir beziehen dazu keine Position. Jedem ist freigestellt, was er mit seinem Leben machen will», sagt Sprecher Qaasim Illi. Er hält aber fest: «Dass unsere Mitglieder für extreme Organisationen in Syrien kämpfen, ist nicht in unserem Sinn.»