Der Killer vom Kaufleuten: Seine Mutter spricht im BLICK
«Ich hoffe, sie finden Shivan bald!»

Der junge Döner-Verkäufer ist auf der Flucht. Die Polizei jagt Shivan Mohamed in ganz Europa.
Publiziert: 17.07.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:58 Uhr
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Der Iraker Shivan M. wurde zwei Wochen von der Polizei gesucht.
Foto: Kapo ZH
Von Marlene Kovacs, Daniel Riedel und Adrian Schulthess

Seit der Bluttat fehlt jede Spur von Shivan Mohamed (21). Der irakische Kurde aus Uerikon ZH gilt für die Polizei als «dringend tatverdächtig». Er soll in der Nacht auf Sonntag Vigan M.* († 23) aus Hombrechtikon ZH erstochen und dessen Bruder Visar (20) lebengefährlich verletzt haben.

Um 3.30 Uhr flogen alle drei aus dem Kult-Club Kaufleuten: Drinnen hatte es Streit gegeben. Draussen, einige Meter weiter an der Kreuzung Pelikan-/Nüschelerstras­se, folgt gegen vier Uhr die Abrechnung. Shivan sticht die beiden Brüder nieder und flüchtet Richtung Bahnhofstrasse.

Zehn Mal sticht der Döner-Verkäufer zu. «Ich bin überzeugt, dass er meine beiden Söhne umbringen wollte», sagte Vater Ismet M.* (51) gestern. «Vigan hat sieben Stichwunden. Meinem jüngeren Sohn Visar hat der Typ drei Mal in den Bauch gestochen.»

Gesucht im ganzen Schengen-Raum

Seit gestern fahndet die Kantonspolizei öffentlich nach Shivan Mohamed. Mit vollem Namen und Bild, im ganzen Schengen-Raum. Der Flüchtling mit F-Ausweis («vorläufig aufgenommen») erschien am Sonntagabend nicht zu seiner Schicht im Spuntino, einem Kebab-Stand am Zürcher Hauptbahnhof.

Seiner Mutter Sameerah S.* (43) ist ganz bange: «Hoffentlich finden sie Shivan bald!» Zuletzt habe sie ihren ältesten Sohn am Samstag gegen 19 Uhr gesehen. «Er war daheim, ging duschen, machte sich schön für den Ausgang. Er wollte an die Chilbi in Zürich.» Die Bluttat traut sie ihm nicht zu. «Mein Sohn hat nie ein Messer bei sich. Er hat nie Probleme gemacht!»

Die Polizei sieht das anders. «Wir hatten schon mehrmals mit ihm zu tun. Es ging um Streitereien», sagt Kantonspolizei-Sprecher Stefan Oberlin.

Die Lehre hingeschmissen

Vor elf Jahren flüchtete Shivans Familie aus dem Irak in die Schweiz. 2008 schliesst er die Sekundarschule C ab. Seine Lehre als Heizungsinstallateur schmeisst Shivan im Februar 2010 hin. In der Schule ist er zu schlecht. Lieber schneidet er Dönerfleisch.

Shivans Opfer Vigan ist das genaue Gegenteil. Der eingebürgerte Kosovare schaffte es in der Schweizer Armee bis zum Korporal. Sein Traumjob im Autogewerbe ist für den ausgebildeten Detailhändler in Reichweite – bis Shivan zusticht. Tödlich.

Jetzt soll Vigan im Kosovo seine letzte Ruhe finden. «Der Transport ist schon organisiert», sagt Vater Ismet M. «Wir warten nur noch auf die Frei­gabe der Leiche. Er wird im Grab neben seiner Mutter liegen. Auch sie starb ganz jung, mit 25 Jahren, an Krebs. Hoffentlich finden sie jetzt gemeinsam ihren Frieden.»

* Namen der Redaktion bekannt

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