Ali Mahdi Y. (32) erstach Horacio E. († 27)
«Ich bin kein schlechter Mensch»

Sie kann nicht verzeihen. «Niemals», sagt Brigida E.* (60). Die Wäschereiangestellte sah gestern zum ersten Mal den Killer ihres Sohnes.
Publiziert: 22.11.2013 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:19 Uhr
Ali Mahdi Y. gestern vor dem Gericht in Klosters.
Foto: Philippe Rossier
Von Marlene Kovacs und Ralph Donghi

«Ich ertrage es kaum», sagt sie. Der Somalier Ali Mahdi Y.* (32) stand vor dem Bezirksgericht Prättigau/Davos GR. Ihm wurde Mord am Spanier Horacio E. († 27) vorgeworfen.

Der Angeklagte und Horacio waren einmal befreundet. Doch dauernd kam es zum Streit. Laut Anklage lieh der Somalier dem Spanier 50 Franken und bekam sie nicht zurück. Dieser seinerseits soll ein T-Shirt aus der Wohnung von Ali Mahdi gestohlen haben.

Horacio, von Beruf Tür­steher, habe den Somalier auch nicht in sein Lokal gelassen. «Immer wieder drohten und beleidigten sie sich gegenseitig», trägt der Staatsanwalt vor Gericht vor. Am 31. März 2012 habe sich Ali Mahdi rächen wollen. «Er beging die Tat ohne Grund und aus völlig übersteigertem Ehrempfinden», so der Staatsanwalt. Kurz nach 22 Uhr treffen sich die beiden in einer Bar in Davos, fangen an, sich zu beleidigen und zu schubsen. Der Streit verlagert sich nach draussen – bis vor die Haustür des Somaliers.

«Der Angeklagte holte ein Messer aus seiner Wohnung, um dem Opfer eine Lektion zu erteilen», sagt der Staatsanwalt. «Mehrmals stach er kaltblütig und ohne Vorwarnung auf den Oberkörper des Opfers ein.» Ein Stich des 30 Zentimeter langen Messers trifft mitten ins Herz.

Taumelnd geht der Spanier zu Boden. «Sogar als das Opfer schwer verletzt am Boden lag, trat der Beschuldigte noch einmal in dessen Gesicht», sagt der Staatsanwalt.

Horacio verblutet. Vor Gericht bereut Ali Mahdi die Tat: «Ich schäme mich dafür. Ich möchte bei der Familie um Vergebung bitten. Ich bin über meine Grenzen gegangen, weil ich in die Enge getrieben wurde. Aber ich bin kein schlechter Mensch. Ich bin kein Mörder!»

Auch sein Verteidiger bittet um Verständnis. «Mein Mandant wurde immer wieder vom Opfer ausgegrenzt und gemobbt», sagt der Anwalt. Das Gericht verurteilt Ali Mahdi zu neun Jahren Haft wegen vorsätzlicher Tötung. «Es gibt keine qualifizierten Hinweise auf Mord», begründet  die Richterin das Urteil. «Das Verschulden wiegt aber schwer. Der Angeklagte hat den Tod des Opfers in Kauf genommen.»

Die Familie von Horacio versteht die Welt nicht mehr. «Wir sind schockiert. Mein Sohn durfte nur 27 Jahre alt werden. Der Täter kommt schon bald wieder raus», sagt Mutter Brigida. Manuel, der Bruder des Opfers, fühlt «nur Hass. Abgrundtiefen Hass gegenüber dem Täter».

* Namen der Redaktion bekannt

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