Greenpeace stürmt AKW Beznau
Axpo: «Sicherungs-Konzept hat funktioniert»

Aktivisten der Umweltorganisationen Greenpeace sind am Mittwochmorgen auf das Gelände des Atomkraftwerkes Beznau in Döttingen AG eingedrungen. Am Abend hat die Polizei das Gelände geräumt.
Publiziert: 05.03.2014 um 09:13 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 15:07 Uhr
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Mehrere Aktivisten der Umweltorganisationen Greenpeace sind heute Morgen auf das Gelände des Atomkraftwerkes Beznau in Döttingen AG eingedrungen.
Foto: Greenpeace

Gemäss der Umweltorganisation beteiligten sich an der Aktion in Döttingen AG rund 100 Personen aus der Schweiz und aus acht weiteren europäischen Ländern. Die Aargauer Kantonspolizei kontrollierte rund 40 Aktivisten.

Diese verliessen das Gelände und wurden auf Antrag des AKW-Betreibers, des Energiekonzerns Axpo, bei der Staatsanwaltschaft wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Die Aktivisten verhielten sich gemäss Polizei «ruhig, korrekt und nicht gewaltbereit».

«Wir haben Erfahrungen mit Aktivisten», betonte Roland Pfister, Sprecher der Kantonspolizei Aargau. Das Ziel sei, dass die Situation in einer ruhigen Art und Weise bereinigt werden könne.

Am Abend teilte Greenpeace mit, auch die letzten Kletterer hätten mittlerweile das Gelände verlassen - die einen freiwillig, die anderen seien geräumt worden. Ihr Hauptziel hätten die Aktivistinnen und Aktivisten erreicht: die altersbedingten Risiken von Beznau dort aufzuzeigen, wo sie sind.

Znüni am Protest-Seil

Offenbar sind die Greenpeace-Aktivisten gut organisiert. Einen Znüni haben sie jedenfalls eingepackt: Kurz vor 12.30 Uhr hat Greenpeace Schweiz ein Foto vom Mittagessen der Aktivisten getwittert. «Wir wünschen allen eine schöne Mittagspause», schreibt Greenpeace unters Bild. Zu sehen sind die Kletterhandschuhe eines Aktivisten, ein Sack Erdnüsschen des Deutschen Ökokonzerns Rapunzel Naturkost und ein «Sesam-Mandel-Krokant»-Riegel. Laut der Website des deutschen Riegelfabrikanten Allos liefert dieses Produkt etwa 180 Kalorien. Genug Energie bis zum Abend?

Marco Weber auch am Seil

Die Aktivisten stammen aus der Schweiz und acht weiteren europäischen Ländern, wie Greenpeace mitteilte. Unter ihnen ist auch der Zürcher Marco Weber (28), der Ende letzten Jahres nach einer Greenpeace-Protestaktion in der Arktis zwei Monate in Russland in Haft sass. Weber ist einer der Greenpeace-Leute, der sich an einen Turm in Beznau anseilte.

Mehrere Dutzend Greenpeace-Leute waren am Mittwochmorgen kurz vor 7 Uhr auf das Gelände des AKW Beznau eingedrungen. Auf Bildern von Greenpeace ist zu sehen, wie die Aktivisten den Stacheldraht durchschneiden und dann über Leitern auf das Geländes des AKWs eindringen.

Dort kletterten sie auf den einen Turm und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift «The End». Auch an anderen Orten hängten die Greenpeace-Leute Banner auf. 

Das AKW Beznau sei 45 Jahre alt und müsse aus Sicherheitsgründen sofort stillgelegt werden, fordert Greenpeace. Die Sicherheitsdefizite seien nicht mehr zumutbar und stellten für die Bevölkerung eine Gefahr dar.

Es ist nicht die erste derartige Aktion von Greenpeace. Trotzdem fragt man sich: Wie kann Greenpeace so einfach auf das AKW-Gelände kommen? Schliesslich handelt es sich um ein sicherheitsrelevantes Objekt, das auch Ziel von Terroristen sein könnte.

Das Sicherungskonzept habe funktioniert, sagt Tobias Kistner, Mediensprecher des Energiekonzerns Axpo, auf Anfrage. Das Eindringen der Personen habe unmittelbar einen Alarm ausgelöst und insofern habe das Sicherungsdispositiv reibungslos funktioniert. Die Kantonspolizei wurde sofort informiert und rückte aus.

Betrieb nicht gestört

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) schreibe vor, dass die Kraftwerke so gesichert sein müssten, dass Unbefugte nicht ungehindert das Gelände betreten könnten, hielt Kistner fest.

Der Absperrzaun sei nicht dazu da, ein Eindringen komplett zu verhindern, sondern zu verzögern, zu erschweren und zu detektieren. Kistner wies darauf hin, dass wegen der Aktion der Betrieb des AKW weitestgehend ungestört geblieben sei.

Es habe keine Gefahr weder für das Werk noch für die Mitarbeiter oder die Umwelt bestanden. Auch für Greenpeace-Leute sei es unmöglich, in irgendwelche sicherheitsrelevante Bereiche wie in einen Kommandoraum eindringen zu können.

Axpo reichte Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch ein. (btg/ads)

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