Der verunglückte Mountainbiker war zusammen mit vier anderen Holländern auf einer Biketour unterwegs. Die Gruppe plante, vom Val Müstair über den Schlingia-Pass und durchs Val d’Uina ins Engadin zu fahren.
Bei den «Gallerias», am Anfang der Val d’Uina, verläuft der Weg rechts der Felswand entlang und ist nur rund einen Meter breit. Während seine vier Kollegen an dieser Stelle vom Bike stiegen, entschied sich der 38-Jährige zu fahren.
Nach wenigen Metern mussten seine Begleiter mitansehen, wie er das Gleichgewicht verlor und mit dem Bike gut 110 Meter in die Schlucht hinunterstürzte. Er war auf der Stelle tot.
Biketouren-Leiter: «Das Risiko ist zu gross»
Die Bergung des Verunglückten war in der engen Schlucht sehr schwierig. Im Einsatz standen je ein Helikopter der Rega und der Heli Bernina. Dem Piloten der Heli Bernina gelang es schliesslich, mit einer Long-Line vier Rettungsspezialisten in die Schlucht abzuseilen, welche die Leiche bergen konnten.
Wie kam der Holländer nur auf die Idee, den schmalen Gebirgspfad im Sattel in Angriff zu nehmen? Zumal auf beiden Seiten der Schlucht Warnschilder aufgestellt sind?
«Jeder der dort runterfährt ist total unvernünftig», sagt Biker Dani Kipfer. Er organisiert jedes Jahr Touren durchs das Val Schlingia und die Schlucht. «Die Strecke ist technisch zwar fahrbar, es gibt schwierigere Single-Trails, die befahren werden. Doch das Risiko, dem man sich in der über hundert Meter tiefen Schlucht aussetzt, ist zu gross.»
Eingang in die Schlucht ist markiert und gesichert
Kipfer, der im Münstertal und in Zug wohnt, ist selbst nie heruntergefahren und würde es auch nie tun. Er weiss aber, dass es doch ab und zu Fahrer gibt, die das Risiko als Mutprobe auf sich nehmen. Davon zeugen auch mehrere Filme von Bikern auf Youtube. «Wenn etwas passiert, müssen zudem auch die Retter Gefahren auf sich nehmen, die absolut nicht nötig wären.»
Der Weg in die Schlucht sei im Übrigen nicht nur mit einem Warnschild versehen, sagt Kipfer. Mit Steinen habe man bewirkt, dass niemand direkt hineinfahren könne. «Wer es trotzdem versucht, muss also absteigen, sein Bike über das Hindernis hinwegtragen und wieder aufsteigen», so Kipfer.
Die Strecke ist Teil der Transalp-Tour für Mountainbiker. Die wird jedoch meistens in der anderen Richtung von Österreich über das Unterengadin in Richtung Südtirol befahren. Laut Thomas Hobi von der Bündner Kantonspolizei gab es in der Schlucht noch nie einen derart tragischen Unfall. (bih)
Im Youtube-Video unten sehen Sie die halsbrecherische Fahrt eines anderen Mountainbikers durch die Todesschlucht.