Im 563-Seelen-Dorf Schluein GR kann man sich mit Maulwürfen neuerdings sein Taschengeld aufbessern – mit toten Maulwürfen. Wie das «Bündner Tagblatt» schreibt, ruft die Gemeinde zum Maulwürfefangen auf. Wer die Vorderpfoten der kleinen Tierchen abgibt, bekommt vier Franken ausbezahlt, sofern der Fänger auch noch angibt, wo der Maulwurf gefangen wurde.
Der Grund für den Aufruf: Die Maulwürfe hinterlassen auf dem Ackerland der Gemeinde zu viel Erde, darum soll es den kleinen Wühlern jetzt an die Pfoten gehen. «Die Erdhaufen schädigen Sensen und Mähmaschinen», meint Marco Simonet, welcher sich im Auftrag der Gemeinde den Maulwürfen annimmt «und was noch schlimmer ist: Die Erde gelangt ins Heu und in die Siloballen und verunreinigt das Futter für das Vieh». Simonet selbst sammelte auf dem familieneigenen Hof bereits einige Erfahrungen mit Maulwürfen. Dass der diese wieder aktiv sind, zeigt sich derzeit auch auf dem Golfplatz von Schluein.
Maulwurfprämien gabs schon früher
Früher machten sich Kinder noch einen Spass daraus, auf dem Feld nach Maulwürfen zu jagen. Sie zu fangen, ist nichts Neues, «schon vor 70 oder 80 Jahren war dies der Fall», sagt Simonet. Das Interesse hat aber nachgelassen, nicht nur den Kindern, auch Erwachsenen ist der Aufwand zu gross. Dabei muss man den Maulwürfen nicht einmal nachrennen. Gefangen werden die Tiere heute mit Fallen, welche am Morgen ausgelegt und am Abend kontrolliert werden. Maulwürfe würden dadurch nicht qualvoll zu Tode kommen, sagte ein erfahrener Maulwurffänger aus Churwalden dem «Bündner Tagblatt».
Wie der Bauernverband Graubünden auf Anfrage von BLICK sagt, sei es in Gemeinden eine gängige und alte Praxis, dass Maulwürfe gefangen werden. In der betroffenen Gemeinde herrsche eine starke Überpopulation, die getroffene Massnahme würde nun zur Regulierung des Bestandes dienen. So könne dann auch wieder eine hohe Futterqualität für die weidenden Tiere gewährleistet werden.
Verein Wildtierschutz Schweiz ist empört
Gegen das Vorgehen sträubt sich der Verein Wildtierschutz Schweiz, welcher die Tötungsaktion als Tierquälerei ansieht. Die Präsidentin Marion Theus wendet sich nun mit einem Brief an die Gemeinde. «Wir glauben nicht, dass es böse Absicht der Gemeinden ist», sagt sie gegenüber der Zeitung. Sie macht vielmehr die Gedankenlosigkeit oder mangelnde Information für die «Tötungsaktion» verantwortlich. Die weitverbreitete Vorstellung, die Tiere würden Graswurzeln oder Wiesen schädigen, würde keineswegs zutreffen, der Maulwurf ist «ein reiner Insektenfresser», sagt Theus. Durch das Umwühlen der Erde wird der Boden zudem belüftet, was für einen fruchtbareren Boden sorgt. (lz)