Es ist die Mittagspause, an der sich zeigt, wie grossartig es sich in der Schweiz lebt. Davon ist Chantal Panozzo überzeugt. Die US-Amerikanerin zog 2006 nach Baden und lebte mehrere Jahre in der Schweiz. Nun schwärmt die Expat ihren Landsmännern und -frauen in einem Artikel für das «Wall Street Journal» von ihrer Wahlheimat vor. Und rettet damit die angeknackste Ehre der Eidgenossen.
Denn erst noch hatte eine US-Amerikanerin die Schweiz zur Expat-Hölle erklärt. Die Autorin Jill Alexander Essbaum (44) klagt in ihrem kürzlich veröffentlichten Buch über die Leiden der gut ausgebildeten Ausländer in der Schweiz (Blick.ch berichtete). Sich zu integrieren sei schwierig, Schweizer seien unnahbar und gefühlskalt.
Sie lobt die Work-Life-Balance
Doch weshalb soll ausgerechnet die Mittagspause dieses Bild revidieren? Laut Journalistin und Autorin Panozzo («Swiss Life: 30 Things I Wish I’d Known») ist sie Ausdruck der gelebten Work-Life-Balance in unserem Land. Egal wie gross der Stress im Büro: Ein Zmittag mit den Arbeitskollegen am See habe während ihrer Zeit als Angestellte einer Werbeagentur in Zürich immer dazugehört. Zudem zählt sie den aus ihrer Sicht langen Mutterschaftsurlaub in der Schweiz, die bezahlten Ferien und die vergleichsweise strikten Ruhetagsgesetze als Plus-Punkte der Schweiz auf.
Die Lobes-Hymne schmeichelt, ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Was aus Sicht einer Amerikanerin beneidenswert sein mag, dürfte andere Expats kaum überzeugen. So sind andere europäische Staaten der Schweiz in Sachen Mutterschaftsurlaub weit voraus.
Auch seien die Schweizer wirklich nicht die freundlichsten, räumt Panozzo, die nun wieder mehrheitlich in Chicago lebt, ein. Doch, so zitiert sie einen anderen Expat: «Nirgends ist es perfekt. Aber die Schweiz ist näher dran als die meisten.» (lha)