Man wünscht, sehr verehrte Damen und Herren, dass ich über Sehnsucht rede. Ich versuche es. Und ich werde scheitern. Womit manches Wesentliche über die Sehnsucht schon gesagt ist.
Ist eine Rede über die Sehnsucht überhaupt möglich, ohne eine Autobiografie zu schreiben?
Im Alter von zwölf Jahren überkam mich der innige Wunsch, es möge doch bitte die Zeit stehen bleiben. Denn in meiner Jugend war alles gut: War jemand krank, kam der Arzt, auch der Krankenwagen, sollte es nötig sein; brannte es, kam rasch die Feuerwehr, und die Feuerwehrmänner waren tüchtig; es gab genügend Wohnungen für die Menschen und genug Arbeit; in der Schule lernte ich wichtige Dinge, damit ich es im Leben zu etwas bringe; es herrschte Frieden, die Menschen waren freundlich.
Es war – anno 1956 – alles gut. So sollte es bleiben.
Meine Vorstellung von der angehaltenen Zeit war eine Utopie: Die Sehnsucht nach dem Anhalten eines Glücks, das mich in jenem Augenblick gerade durchfuhr. Ich setzte es, was mich heute verwundert, als Zwölfjähriger in eine Vorstellung von Gesellschaft um, man könnte auch sagen: in Politik.
So wie sie gerade war, das heisst, so wie ich sie gerade empfand, sollte die Welt sein. So sollte sie bleiben. Für mich jedenfalls.
Natürlich war mein kindlicher Wunsch, die Zeit möge anhalten, weil mir der Augenblick so überwältigend erschien, mit dem Augenblick dieses Glücks auch schon vorbei.
«Im Alter von zwölf Jahren überkam mich der innige Wunsch, es möge doch bitte die Zeit stehen bleiben»
Haben wir nicht gerade eine Utopie hinter uns, nach der wir uns so lange sehnten? Eine Art «Ende der Geschichte», wie Francis Fukuyama es 1989, im Jahr des Mauerfalls, der Welt mit seinem berühmten Buch so frohgemut verkündete.
Die westliche Zivilisation mit ihrem unaufhaltsamen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschreiten hatte soeben über die elend gescheiterte Utopie des Kommunismus obsiegt. Demokratie und Rechtsstaat setzten an zu einem unaufhaltsamen Siegeszug. Die freie Welt triumphierte. Der Kalte Krieg war zu Ende. Krieg war zu Ende. Krieg schien für alle Zukunft undenkbar.
Einen kurzen historischen Augenblick lang schien sich unsere Sehnsucht nach einer angstfreien Gesellschaft, nach einer angstfreien künftigen Welt zu erfüllen. Doch so plötzlich diese im Rückblick geradezu paradiesisch anmutende Zeit hereinbrach, so plötzlich ist sie heute vorbei. Denn die Zeit hielt nicht an. Sie wurde nicht Heimat. Die Utopie erfüllte sich nicht. Die Sehnsucht scheiterte. Die Kriege sind zurück. Sie sind sogar sehr nahe gerückt: zwei Flugstunden, drei Flugstunden nur entfernt von den europäischen Hauptstädten.
Was ist geschehen? Lassen Sie es mich folgendermassen sagen: Unsere «Kultur der Fragen», wie ich die freiheitliche, die demokratisch und rechtsstaatlich verfasste Gesellschaftsordnung nennen möchte, ist auf beängstigende Weise herausgefordert durch «Kulturen der Antworten», fremde wie eigene. Ich zähle sie auf:
Die nationalistisch-völkische Ideologie ist eine Antwort, die keine Frage duldet.
Die religiöse Ideologie des Islam ist eine Antwort, die jede Frage als Häresie verfolgt.
Der Marktradikalismus ist eine Antwort, die Fragen nicht kennt, beinhaltet er doch die hermetische Lehre, dass alles gute Geschehen auf die Gesetze des Marktes zurückzuführen sei.
Mittlerweile hat dieser ökonomische Fundamentalismus – der Fundamentalismus des Westens – Konkurrenz erhalten. Durch den Glauben an eine technologisch endgültige Antwort. Durch die Religion aus einem neuen verheissenen Land, aus «Silicon Valley».
Durch das Heilsversprechen, wonach schon bald ein Computer das Wissen der Welt vereinen und vernetzen und verarbeiten werde – auf dass endlich und bis ans Ende aller Tage Gott auf Erden walte und herrsche. Google-Gott!
Das Verführerische sowohl der alten wie der neuen Antworten, die uns endlich, endlich von allem Fragen und von sämtlichen Fragen befreien wollen, ist nicht zu leugnen, bedienen sie doch kollektive Sehnsüchte, suggerieren sie doch ersehnte Utopien.
Was, ja was eigentlich spricht noch für die Kultur der Fragen, die unsere westliche Zivilisation bestimmt? Und was ist das überhaupt: die Kultur der Fragen?
Es ist die Freiheit selbst.
Es ist, lassen Sie es mich hier einmal ganz naiv formulieren, zuerst die Freiheit des Kindes, dann ist es die Freiheit des heranwachsenden Menschen, schliesslich ist es die
Freiheit des Bürgers: zu zweifeln, zu fragen, erneut zu zweifeln, erneut zu fragen – und alle Antworten zum Anlass zu nehmen, gleich wieder neue Fragen zu stellen, auch diese neuen Antworten nur als vorläufig zu verstehen, bis sie durch weitere Fragen widerlegt werden.
Karl Popper nennt das «die offene Gesellschaft». In dieser – in unserer! – demokratisch strukturierten Offenheit kann man nicht nur die Regierung abwählen, wie Popper es postuliert, man kann auch Antworten abwählen, und damit sogar die eigenen Gewissheiten.
Das Resultat dieser «offenen Gesellschaft» ist Bürgerlichkeit, ist Bürgersein, ist der Bürger.
Der freie Bürger.
Was aber vermag die Fragerei dieses freien Bürgers gegenüber dem Furor der Antworten, wie wir ihm gerade ausgesetzt sind? Wirken wir da nicht zögerlich, zimperlich, schwächlich – im Vergleich zu der verheissungsgeladenen Entschlossenheit all jener, die längst eine Antwort gefunden zu haben scheinen –, die Verwirklichung von Sehnsüchten in Aussicht stellen?
Ist die komplexe bürgerliche Demokratie mit ihrem ausdifferenzierten Rechtsstaat nicht überfordert? Ist sie nicht ineffizient? Ist sie nicht zu langsam?
Fehlt uns nicht die grosse, die eine, die endgültige Antwort, um erfolgreich mit Kulturen in Konkurrenz zu treten, die schlagende Antworten haben?
Erlauben Sie mir eine Aussage, die Ihnen auf den ersten Blick paradox erscheinen mag. Die Demokratie ist die einzige denkbare Antwort auf die Fragen dieser Zeit und dieser Welt – und sie ist dies aus einem ganz einfachen Grund: Weil die Demokratie selbst keine Antwort enthält! Weil sie ausschliesslich einen gesellschaftlich praktikablen Rahmen bietet und gewährleistet – für fortwährendes Fragen.
Die Demokratie – diese Gesellschafts- und Staatsordnung voller Sehnsüchte – lebt vom Eros der Fragen. Eros aber entsteht erst durch den Anderen: Durch unsere Neugierde auf diesen Anderen. Ja, es ist in der Demokratie wie in der Liebe: Sie funktioniert nicht ohne die Lust auf den Anderen.
Ich wage sogar zu sagen: Demokratie lässt Liebe nicht nur zu, sie fordert Liebe heraus, sie braucht Liebe vielleicht sogar als Voraussetzung. Die politisch-emotionalen Begriffe dazu sind Neugierde und Begeisterung, Kreativität und Leidenschaft.
Unsere einzige unumstössliche Gewissheit ist doch die: dass in der Demokratie die Fragen gestellt werden. Denn die Demokratie ist das Gegenteil eines Heilsversprechens, vor allem das Gegenteil der Verwirklichung eines Heilsversprechens, weil sie das Gegenteil ist einer
in Utopie umgegossenen Sehnsucht nach der endgültigen Antwort, sei es die nationalistische, sei es die völkische, sei es die religiöse, sei es die ökonomische oder die digitale.
Die Demokratie ist, wie Demokratie-Philosoph Popper es formuliert: nichts als Versuch und Irrtum.
Die Demokratie ist, auch so könnte man es sagen, das System, das Sehnsüchte zulässt – und sie entzaubert.
Mit der Wirkung ihrer Fragen zersetzt die Demokratie die Antworten – ein Prozess der fortwährenden Befreiung.
«Die Sprache kennt keine Grenzen des Anstands mehr»
Die Demokratie fordert viel, enorm viel von ihren Bürgerinnen und Bürgern. Sie fordert sogar die Hinnahme von Ent-Täuschungen – sogar das Aushalten der Enttäuschung über die Demokratie selbst, verweigert sich diese doch allen grossen und endgültigen Antworten. Legt sie uns doch auf das Vorläufige fest – ein Prozess, der aufgrund der Vielfalt von Fragen zudem meist nur auf äusserst provisorische Kompromisse hinausläuft.
Was für eine mühselige Arbeit! Sisyphus-Arbeit. Und deshalb das Gegenteil von sehnsuchtsvoller Hingabe. Und banal.
In der Tat, die Demokratie ist banal!
Die Demokratie ist die Banalität des Guten.
Ist diese unsere Zivilisation des Fragens nun aber den gewalthaltigen nationalistisch-völkischen und religiösen Antworten gewachsen, die so plötzlich aus verwehter Vergangenheit unsere Gegenwart erschüttern – so unerwartet wie aggressiv?
Sind wir den infantilen ökonomischen und technologischen Antworten gewachsen, die uns, getarnt als Bäume der wissenschaftlichen Erkenntnis, zu einem nahezu biblisch antiken Sündenfall verführen wollen? Zum Sündenfall wider die freie, die demokratische, die offene Gesellschaft – zum Verzicht auf Fragen?
Eine tiefe Unsicherheit hat viele Bürgerinnen und Bürger erfasst. Sie fühlen sich hilflos einem plötzlich ebenso verwirrenden wie bedrohlichen Weltgeschehen ausgeliefert. Der Begriff für die Unübersichtlichkeit dieses Geschehens heisst: Globalisierung. Gegen die Globalisierung sammeln sich Kräfte, die mit einem weiteren vielsagenden Schlüsselbegriff zu bezeichnen sind: Populisten. Sie erscheinen vor allem am rechten Rand des demokratischen Spektrums. Und sie glauben nicht mehr an die Kraft einer Kultur des Fragens. Sie fordern Antworten. Und zwar sofort!
Das Ziel von Trump, Le Pen, Wilders, der AfD oder der FPÖ ist die Beseitigung der libertären Kultur der Fragen durch eine autoritär angeführte, durch eine illiberale Demokratie, in der sich die politische Führung den Rechtsstaat untertan macht. In Ungarn und in Polen ist diese Entwicklung schon erschreckend weit fortgeschritten.
Wie aber funktioniert die neue alte Antwortkultur des Populismus?
Erstens missachtet der Populismus jegliche bürgerlichen Umgangsformen durch enthemmte politische Rhetorik. Es darf alles gesagt werden, auch das Unsäglichste. Die Sprache kennt keine Grenzen des Anstands mehr. Beleidigungen ersetzen die Argumente. Emotionen ersetzen die Vernunft.
Zweitens macht der Populismus den politischen Gegner zum Feind. Und folgt damit getreulich der Gebrauchsanweisung von Carl Schmitt, der als Staatsrechtler kurzzeitig Kronjurist der Nazis war: Den Populisten geht es in der politischen Auseinandersetzung nur noch um Freund oder Feind. Die demokratische Streitkultur, die den Widersacher zwar als Gegner sieht, ihn aber respektiert und nicht als Feind verteufelt, stösst auf ihre tiefste Verachtung.
Drittens werden die Institutionen der Demokratie verächtlich gemacht, das Parlament als Schwatzbude dargestellt, die Regierung als korrupt, die Gerichte als volksfremd. Die populistische Polemik gipfelt in der Hetze gegen die «Classe politique», die sie neuerdings gern auch als «Elite» diffamiert.
Viertens werden die Medien der Lüge bezichtigt, und zwar der systematischen, absichtlichen, perfiden Lüge, die sich ausdrückt in einem «Mainstream» medial verordneter Meinungen.
Fünftens wird die Wissenschaft diffamiert: die Geisteswissenschaften als ideologische Dunkelkammern, die Naturwissenschaften als Verbreiter gefälschter Studien, beispielsweise zum Klimaschutz.
Damit ist die gesamte bürgerliche Gesellschaft, die Gesellschaft der Bürgerlichkeit, die Gesellschaft der Citoyennes und Citoyens, unter Anklage gestellt.
Und zwar sechstens: stets im Namen des Volkes.
Denn das ist die radikale Rechtfertigung des Populismus: Er handelt im Namen des Volkes. Er allein weiss, was das Volk will, vor allem aber, wer das Volk ist: nämlich das Volk, das ihn wählt.
«Nur die freie Gesellschaft lässt es zu, dass Sehnsüchte blühen»
Fällt der Populismus vom Himmel? Kommt das entfesselte Volk, das er hinter sich vereinigt, aus dem Nichts? Hat die «Classe politique», hat die «Elite» – um diese vergifteten Begriffe zu zitieren – womöglich Fehler gemacht? Hat sie – um auch diesen missbrauchten Begriff zu verwenden – «das Volk» vernachlässigt? Oder einen Teil des Volkes? Hat diese Elite, zu der wir hier ja zu zählen sind, etwas übersehen, was in der Bevölkerung vor sich ging? Ich glaube schon.
Die Geschichte war eben nach 1989 nicht zu Ende; der historische Transformationsprozess hat sich nicht einmal verlangsamt. Im Gegenteil: Das Ende der bipolaren Weltordnung machte die Bahn frei für rasenden Wandel.
Die Digitalisierung praktisch aller Lebensbereiche ermöglichte die Eroberung des globalen Raumes.
Vor allem zwei Wirtschaftsbereiche profitierten davon: die Finanzwirtschaft und die Digitalwirtschaft. Weit zurück – um es mit einem Modewort zu bezeichnen: abgehängt – blieb die Politik. Sie fühlte sich einerseits überrannt. Sie passte sich andererseits an.
Vor allem überliess die Politik die neuen und deshalb noch rechtsfreien Räume den Eroberern – zur freien Verfügung!
Der Triumph der freien Welt 1989 wurde zum Triumphzug einer entfesselten Finanzwirtschaft und gipfelte im Triumphalismus der «Masters of the Universe», als die sich die neuen Herren der Welt gerne sahen.
Ich erinnere mich an den Präsidenten einer Schweizer Grossbank, der mich Rat suchend kontaktierte, weil seine Manager den Begriff Schweiz im Namen der Bank streichen wollten, mit dem Argument, die Schweiz hätten sie nicht mehr nötig, die Welt genüge.
Die horrenden Gehälter und Boni dieser Elite machten die Perversion der gesamten Branche deutlich. Sie jettete zwischen Zürich, London, New York und Singapur hin und her, in der Selbstgewissheit: Uns kann keiner – kein Gesetz, kein Politiker, schon gar kein Bürger.
Der Widerwille der breiten Öffentlichkeit angesichts all dieser Provokationen schlägt sich heute nieder in der Abkehr von der wirtschaftlichen Führungsschicht, aber auch in der Entfremdung von der etablierten Politik.
Denn ja, auch die Politik machte in den Neunzigerjahren und im ersten Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende mit, was die wirtschaftlichen Weltbeglücker vorgaben: Sie unterwarf sich der Ökonomisierung aller Lebensbereiche.
Was einst ein Wert war, hatte jetzt nur noch einen Preis.
Der Marktradikalismus US-amerikanischer Prägung erniedrigte die Menschen zu ökonomischen Objekten. Ihr Wert wurde reduziert auf Nutzwert: auf ihre Verwendbarkeit als Konsumenten, als Produzenten, als Objekte von Marktentscheidungen, als «Humankapital», wie der inhumane Begriff bis heute lautet. Was bedeutete das für die einfachen Bürgerinnen und Bürger unserer Länder? Es bedeutete ein Gefühl von Heimatlosigkeit. Wo nur noch die Welt zählte, verlor jeder kleinere Raum an Bedeutung, war der Ort, an dem der Mensch seine Wurzeln hatte, plötzlich bedeutungslos.
Und niemand war zur Stelle, um die Welt der Herkunft – die Welt unseres ganz konkreten Seins – mit der Welt der Zukunft zu verknüpfen.
Dies zu tun, wäre Aufgabe der Politik gewesen. Doch die Politik fühlte sich den neuen universalen Mächten weit stärker verbunden als der bürgerlichen Scholle – der menschennahen Demokratie.
Als Millionen Migranten nach Europa drängten, schlug das tiefe Unbehagen, der tiefe Widerwille der Bürgerinnen und Bürger gegen die als unaufhaltsam gepredigte Globalisierung um in die Revolte. Die fremde Welt liess sich im eigenen Wohnquartier nieder. Auch das hatte die Politik nicht kommen sehen. Nicht kommen sehen wollen.
Ich neige nicht dazu, die Apokalypse auszurufen. Doch der Verlust demokratischer Gewissheiten bedeutet Entwurzelung. Und Entwurzelung bedeutet Verlust des Gefühls, in der mühseligen Demokratie beheimatet zu sein, in der schwierigen offenen Gesellschaft.
Dieser Heimatverlust wiederum weckt bei immer mehr Bürgerinnen und Bürgern die Sehnsucht nach Antworten – nach einer Absage an die schwierige Kultur der Fragen. In diesem Konflikt befinden wir uns heute: Wir sind von aussen bedroht durch Kulturen der Antwort und von innen durch Populismus, der ebenfalls auf letzte Antworten setzt.
Es ist wahr: Sehnsucht ist eine mächtige Triebkraft. Vielleicht die mächtigste überhaupt. Sie kann den Einzelnen glücklich machen. Sie kann aber auch ganze Gesellschaften ins utopische Verderben treiben.
Sehnsucht ist das Licht der Utopie. Die Utopie selbst aber ist das Dunkel, die Lüge von der Erfüllung aller Sehnsüchte. Diese Lüge ist kräftig und mächtig und darum gefährlich, denn: Gibt es etwas Zarteres, etwas Zerbrechlicheres, etwas Unbeständigeres als Sehnsucht?
Das Leben ist dieser winzige Augenblick, den jeder Mensch der Ewigkeit abtrotzt. Und Sehnsucht ist das ewige Licht dieses unseres Lebens.
Nur die Kultur der Fragen wird der Sehnsucht des Menschen gerecht.
Denn die Kultur der Fragen lässt Sehnsucht zu. Sie verschüttet sie nicht, sie löscht sie nicht aus durch eine kollektive Antwort, durch eine Utopie.
Nur die freie Gesellschaft lässt es zu, dass Sehnsüchte blühen. Nur sie erlaubt das Gedeihen von Abermillionen einzelnen Sehnsüchten.
Diese vielen Sehnsüchte, die Sehnsucht der Vielen: Sie sind das Blumenmeer der Demokratie.
Ist der Populismus ein Naturphänomen? Oder hat ihm doch jemand den roten Teppich ausgerollt? Frank A. Meyer schreibt wichtige Worte zur richtigen Zeit. Er benennt jene, die den aktuellen Siegeszug der Populisten ermöglicht haben: entgrenzte Wirtschaftsführer und ihre Wasserträger in der Politik. Zugleich beschreibt Meyer die seelische Veranlagung, die Menschen ganz grundsätzlich empfänglich macht für die populistischen Heilsversprechen. Es ist die menschliche Sehnsucht.
Eigentlich verhält sich alles ja genau umgekehrt: Unser SonntagsBlick-Kolumnist wurde gebeten, an den diesjährigen Literaturtagen «Eventi letterari Monte Verità» in Ascona TI einen Vortrag zum Thema «Sehnsucht» zu halten. Als politischer Kopf musste Frank A. Meyer aber ganz selbstverständlich über Politik schreiben. Die Demokratie ist,
so lautet Meyers luzider Kerngedanke, eine «Kultur der Fragen» – im Gegensatz zu den utopisch angelegten Antworten der Populisten. Gehalten hat Frank A. Meyer sein Referat am 9. April. Am Karfreitag wurde es auf Deutschlandfunk ausgestrahlt. Wir publizieren den Text in einer gekürzten Version. Gieri Cavelty
Ist der Populismus ein Naturphänomen? Oder hat ihm doch jemand den roten Teppich ausgerollt? Frank A. Meyer schreibt wichtige Worte zur richtigen Zeit. Er benennt jene, die den aktuellen Siegeszug der Populisten ermöglicht haben: entgrenzte Wirtschaftsführer und ihre Wasserträger in der Politik. Zugleich beschreibt Meyer die seelische Veranlagung, die Menschen ganz grundsätzlich empfänglich macht für die populistischen Heilsversprechen. Es ist die menschliche Sehnsucht.
Eigentlich verhält sich alles ja genau umgekehrt: Unser SonntagsBlick-Kolumnist wurde gebeten, an den diesjährigen Literaturtagen «Eventi letterari Monte Verità» in Ascona TI einen Vortrag zum Thema «Sehnsucht» zu halten. Als politischer Kopf musste Frank A. Meyer aber ganz selbstverständlich über Politik schreiben. Die Demokratie ist,
so lautet Meyers luzider Kerngedanke, eine «Kultur der Fragen» – im Gegensatz zu den utopisch angelegten Antworten der Populisten. Gehalten hat Frank A. Meyer sein Referat am 9. April. Am Karfreitag wurde es auf Deutschlandfunk ausgestrahlt. Wir publizieren den Text in einer gekürzten Version. Gieri Cavelty
Sehnsucht war ein zentrales Thema der Romantik. Um 1800 sehnten sich Künstler nach vielem: Nach der Unschuld der Kindheit, der Vergangenheit, nach der Weite des Meeres etc. In Zeiten der beginnenden Industrialisierung, Rationalisierung und Beschleunigung suchten sie nach einer Wiederverzauberung der Welt.
Sehnsucht war ein zentrales Thema der Romantik. Um 1800 sehnten sich Künstler nach vielem: Nach der Unschuld der Kindheit, der Vergangenheit, nach der Weite des Meeres etc. In Zeiten der beginnenden Industrialisierung, Rationalisierung und Beschleunigung suchten sie nach einer Wiederverzauberung der Welt.
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