Erdbeben-Simulation im Felslabor
Dieser Forscher schlägt Wellen

450 Meter unter dem Grimselpass arbeiten Forscher an der Energie der Zukunft - und daran, das Risiko künstlicher Erdbeben zu verringern.
Publiziert: 08.09.2016 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:50 Uhr
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Im Felslabor Grimsel …
Foto: STEFANO SCHROETER
Attila Albert (Text) und Stefano Schröter (Fotograf)

In 450 Metern Tiefe am Grimselpass im Berner Oberland fühlen Wissenschaftler dem Berg den Puls. In einem Felslabor arbeiten sie an der Energie der Zukunft – und daran, deren grösstes Risiko deutlich zu verringern: unerwünschte künstliche Erdbeben.

Ein 3,30 Meter hoher Tunnel führt zum unterirdischen Labor. Der Boden ist feucht, denn der Räterichs­bodensee über uns presst das Wasser durch den Granit.

15 Bohrungen hat das Team um Florian Amann (41) von der ETH Zürich in den Fels getrieben, bis zu 48 Meter tief. In ihnen stecken Kameras, Glasfaser­kabel und Sensoren, welche Verschiebungen und Druckveränderungen registrieren.

Energie aus heissem Tiefenwasser soll Atomstrom ersetzen

«Wir forschen daran, die Geothermie effektiver zu machen und das Risiko von Beben in einem akzeptablen Rahmen zu halten», sagt er. Geothermie ist Energie aus heissem Tiefenwasser, diese soll in der Schweiz einen Teil des Atomstroms ersetzen. Um alle unsere Atomenergie abzulösen, bräuchte es 25 geothermische Kraftwerke.

110 Experten arbeiten für das Schweizer Kompetenzzentrum für Strombereitstellung. Sie prüfen, welche Wege sich das eingepresste Wasser im Fels sucht, der in vier bis fünf Kilometern Tiefe bis zu 200 Grad heiss ist, und welche Erschütterungen und Verschiebungen das heisse Wasser bis zur Rückkehr nach oben auslöst.

Ein Warnzeichen war eine Probebohrung 2006 in Basel: Das eingepumpte Wasser, das sich in der Tiefe erhitzen sollte, löste 11'200 kleine Erdbeben aus. Meh­rere davon mit einer Stärke von über 3,0 auf der Richterskala verursachten kleinere Schäden.

St. Gallen begrub 2014 ein Geothermieprojekt, weil das gefundene Wasservorkommen zu gering war. Aber auch im Sittertobel war es ein Jahr zuvor bei einer Spülung zu ­einem Beben gekommen.

Im Felslabor Grimsel soll das Unvermeidbare beherrschbar werden. Experte Ueli Wieland (58): «Das Ziel sind Beben einer Stärke von maximal 2,5. Sie sind an der Ober­fläche kaum zu spüren.» Interessierte können das Felslabor Grimsel besichtigen, die Touren sind kostenlos.

Informationen: Telefon 056 437 12 82.

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