Club Dream, Dübendorf ZH. Dienstagnachmittag, Schichtbeginn für Larissa (24) und Nathalie (19). Die Cousinen sind geschockt vom Mord am polnischen Edel-Escort-Girl J. († 25). Am 24. September fand die Zürcher Kantonspolizei seine Leiche im Haus von Robert S.* (47). Laut Milieu-Kennern stand der Banker aus Küsnacht ZH auf abartige Sex-Spiele. Er soll Frauen bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und dafür bis zu fünfstellige Summen gezahlt haben.
«Viel zu gefährlich», findet Larissa. «Wir lassen uns nicht würgen! Auch nicht für eine fünfstellige Summe. Wozu, wenn wir nachher vielleicht tot sind?»
Dennoch sind sich auch Larissa und Nathalie ausgefallene Kundenwünsche gewohnt. «Einer wollte, dass ich seine Hoden mit einem Kabel abschnüre», sagt Nathalie. «Manche mögen es, wenn ich mit High Heels auf ihnen herumtrample oder über ihr Gesicht pinkle.» Ein Problem sei das für sie nicht. «Ich finde das sogar lustig und trinke ein Bier vorher, damit ich genug in der Blase habe. Solange ich die Kontrolle behalte, stört es mich nicht.»
Die Frauen im Dream verdienen nach eigenen Angaben 7000 bis 18 000 Franken pro Monat. 70 Prozent der Prostituierten sind Rumäninnen. Früher hatte es mehr Polinnen, wie die tote J. Doch in Polen stiegen Lebensstandard und Löhne.
Geld lockte auch die beiden Cousinen aus Bukarest in die Schweiz. «In Rumänien habe ich Innenarchitektur studiert», sagt Nathalie, «doch das Studium war mir zu langweilig. Und in Rumänien verdienen einfache Arbeiter nur 300 bis 600 Euro im Monat.»
Die Cousinen übernachten im Dream in einem Zimmer, im selben Bett. Neben dem Bett sitzt ein weisser Teddy, «Puffi». «Ohne ihn kann ich nicht einschlafen», sagt Nathalie. Im gleichen Bett bedienen sie ihre Freier. Nathalie arbeitet erst seit ein paar Wochen im Dream, Larissa schon zwei Jahre. Sie kommen mehrmals im Jahr für kurze Zeit und fliegen dann wieder nach Hause.
Die wenigsten Escorts erzählen zu Hause, womit sie in der Schweiz ihr Geld verdienen. «Unsere Familie glaubt, wir arbeiten in einer Bar», sagt Larissa. «Ich würde mich schämen, wenn sie es wüssten.» An ihre ersten Freier können sich beide erinnern. «Es war nicht schön und schwer zu begreifen, dass er mich bezahlt», sagt Larissa. Nathalie hingegen verliebte sich in ihn. Umgekehrt passiere das oft. «Die Männer bringen Geschenke und wollen uns beeindrucken, fast wie in einer Beziehung.»
Begegnen sie einem Freier auf der Strasse, tun sie, als kennen sie ihn nicht. Besonders wenn Frau und Kinder dabei sind.
*Name der Red. bekannt
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