Die Luftwaffe prüft, wie die bald 40-jährigen Tiger-F-5-Jets weiterbetrieben werden können, bis ein Ersatz bereitsteht. Das dürfte bis 2025 dauern. Bis dann wird es auch die Schweizer Kunstflugstaffel geben. «Solange der Tiger fliegt, gibt es auch die Patrouille Suisse», sagte Luftwaffenchef Aldo C. Schellenberg (57) am Donnerstag nach dem Unfall. Dass Schellenberg die Tiger noch eine Weile länger behalten möchte, wird schon länger gemunkelt. Weil das Volk den Kauf neuer Kampfflugzeuge mit dem Gripen-Nein vor zwei Jahren abgelehnt hat und auch die F/A-18-Hornet- Flotte ans Ende ihrer Lebensdauer kommt, befürchtet er, schon bald ohne Flieger dazustehen. SonntagsBlick weiss: Schellenberg hat beim halbstaatlichen Rüstungsbetrieb Ruag bereits eine Offerte angefordert für Umbauten an der Tiger- und der F/A-18-Flotte. Konkret prüft die Ruag die Kosten für eine Umrüstung der beiden Jets, sodass weniger teure F/A-18-Flug- stunden anfallen und dafür die günstigeren Tiger mehr fliegen. Ziel ist, die Tiger bis 2025 zu betreiben und die F/A-18 über 2030 hinaus zu schonen.
Dazu aber braucht die Luftwaffe weiterhin 26 ihrer jetzt noch vorhandenen 53 Tiger. Sie sollen entwaffnet und zu einer reinen Service-Staffel ohne Verteidigungsaufgaben umgebaut werden. Sie würden so als Sparringpartner und Zielobjekte der F/A-18-Flotte in Luftkampfübungen dienen. Diese Rollen müssten sonst die 31 F/A-18-Jets selber übernehmen, was zu Lasten der für teures Geld geplanten Verlängerung ihrer Lebensdauer auf 6000 statt bisher 5000 Flugstunden gehen würde.
Volk wird entscheiden
Luftwaffenchef Schellenberg will offenbar Zeit schaffen, um einen neuen Anlauf zum Kauf eines neuen Kampfjets aufzugleisen. Verteidigungsminister Guy Parmelin (56) hat einen Expertenbericht in Auftrag gegeben, der die Weiterverwendung des Tigers und die Zukunft des F/A-18 klärt. Der offizielle Startschuss für die Beschaffung eines neuen Kampfjets soll im Frühling 2017 fallen. Nach einem sehr optimistischem Zeitplan könnte 2020 der Typen-Entscheid fallen. Frühestens 2025 würden dann die ersten neuen Jets geliefert. Wahrscheinlich wird das Volk das letzte Wort haben, mit einem Referendum gegen den Beschaffungskredit oder einer Volksinitiative gegen die Beschaffung als solche.
Nächster Einsatz Flugshow in Meiringen
Die beiden Unglückspiloten der Patrouille Suisse, Michael «Püpi» D.* (31) und Rodolfo «Roody» F.* (33), sind zurück in der Schweiz. Der Unfall vom letzten Donnerstag in Leeuwarden (NL) wird von den Schweizer und den niederländischen Behörden untersucht. Und die Patrouille Suisse selber wird den Vorfall, bei dem sich zwei Tiger-Jets in der Luft berührt hatten, intern analysieren. Ein Tiger-Jet stürzte ab, Michael «Püpi» D. rettete sich mit dem Fallschirm. Den havarierten zweiten beteiligten Jet brachte Rodolfo «Roody» F. sicher auf den Boden zurück.
Ob die Patrouille Suisse am kommenden Wochenende beim 75-Jahr-Jubiläum des Flugplatzes Meiringen BE wie geplant fliegen wird, entscheiden Luftwaffenchef Aldo C. Schellenberg und die Piloten gemeinsam morgen Montag. Es sei für die Piloten wichtig, möglichst schnell wieder ins Cockpit zu steigen, sagte Schellenbergs Stellvertreter Bernhard Müller gestern im BLICK. Das letzte Wort hat allerdings VBS-Chef Guy Parmelin, der seinen Entscheid am Mittwoch mitteilen will.
*Namen der Redaktion bekannt
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