Orgelverbot für Anton Kalberer (83) aus Zug
«Die Kirche ekelt uns Alte raus!»

Obwohl es kaum Junge gibt, die das Instrument beherrschen, darf Orgel-Veterane Anton Kalberer (83) in der katholischen Kirche in Zug nicht einmal mehr aushelfen. Die Konkurrenz freuts.
Publiziert: 11.11.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:26 Uhr
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Spielverbot: In der Kirche St. Johannes ist Anton Kalberer nicht mehr gefragt.
Foto: Daniel Kellenberger
Von Leo Ferraro und Roman Neumann

Er ist einer, der den Mund aufmacht, wenn ihm etwas nicht passt. Auch jetzt mag Anton Kalberer (83) aus Zug nicht schweigen. «Ich habe Spielverbot», sagt er. «Weil ich zu alt bin!» Seit 51 Jahren spielt Kalberer Orgel, begleitete unzählige Gottesdienste. Nun mustert ihn die Kirche aus. Trotz Organistenmangel.

Schon vor ein paar Jahren eröffnete ihm die katholische Kirchgemeinde der Stadt Zug, man setze in Zukunft auf jüngere Organisten. Kein Problem für Kalberer. Nachwuchs ist rar, und er fand, die Jungen sollten sich austoben können. Er würde als Ferienvertretung zur Verfügung stehen, für Gottes Lohn. «Sechs Mal habe ich eine Vertretung übernommen», sagt Kalberer.

Wieder ausgeladen

Auch vor rund einem Jahr wurde er aufgeboten. Und kurz darauf mit ­einem Telefonanruf aus der Kanzlei wieder ausgeladen: «Man teilte mir mit, ich hätte Spielverbot in allen Kirchen der Stadt Zug.»

Trotzdem bat ihn kürzlich ein befreundeter Chorleiter, für ihn einzuspringen. Kalberer sagte zu – und wurde prompt zum zweiten Mal ausgeladen.

Der pensionierte Lehrer ist ausser sich: «Dieses Vorgehen macht mich wütend. Es ist beleidigend und enttäuschend, wie die Kirche uns Alte rausekelt. Als wären wir nichts mehr wert!»

Einem betagten Organistenkollegen, der anonym bleiben will, erging es ähnlich. Auch er darf nicht mehr an katholischen Gottesdiensten in der Stadt Zug spielen. Nicht einmal als Vertretung, wie ein Gemeindemitglied hinter vorgehaltener Hand bestätigt.

Reformierte Konkurrenz freut sich

«Ausserhalb der Stadt darf ich ohne Probleme spielen», sagt der Organist und fügt an: «Sogar in der reformierten Kirche. Ich verstehe das nicht. Entscheidend sollte doch die Qualität sein, nicht das Alter.»

Über die Ausmusterung der katholischen Organisten freut sich die reformierte Konkurrenz. Hans-Jürgen Studer, Organist der reformierten Kirche Zug, sagt: «Wir schnappen uns die Leute mit Handkuss.» Bei ihnen gelte: Leistung vor Alter. Zwar darf auch bei den Reformierten kein über 65-Jähriger regulär angestellt werden. Aber als Vertretung sind die Senioren willkommen. Studer: «Es gibt immer weniger Organisten, wir können jeden gebrauchen.»

Der Zuger Kirchenratspräsident Peter Niederberger bestreitet, dass ein solches Spielverbot existiert. Genaueres aber will er dazu nicht sagen.

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