Acht Zimmer, vier Bäder und ein grosser Salon auf insgesamt 380 Quadratmetern: Daniel Anrig (42) hatte sich im Vatikan luxuriös eingerichtet. Doch seine neue Wohnung kann der Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde nicht mehr lange geniessen. Papst Franziskus (77) hat ihn gefeuert. Schon Ende Januar 2015 muss Anrig den Dienst quittieren.
Recherchen von SonntagsBlick zeigen: Der Sarganser Anrig war Papst Franziskus schon länger ein Dorn im Auge. «Er wurde mindestens einmal verwarnt», sagt ein Ex-Gardist, der anonym bleiben will, zu SonntagsBlick.
In der Truppe war Anrig wegen seines autoritären Führungsstils unbeliebt. Er habe den Gardisten sogar untersagt, während des Dienstes Wasser zu trinken. «Der Unmut war enorm», sagt der ehemalige Gardist. «Das hat auch der Papst mitbekommen.»
Papst Franziskus habe für die Anliegen der Gardisten immer ein offenes Ohr. Sie beschwerten sich bei ihm über Anrigs hartes Kommando und über Zwölf-stundendienste, die sie leisten müssten. Daraufhin ermahnte der Vatikan den Kommandanten, den Gardisten mehr Ruhezeit zu gönnen.
Auch dass sich der Kommandant eine grosse Wohnung samt Repräsentationsraum bauen liess, während die Gardisten in einfachen Verhältnissen leben, passte dem Papst nicht. Franziskus selbst wohnt nicht – wie seine Vorgänger – im Apostolischen Palast, sondern im Domus Sanctae Marthae, dem Gästehaus des Vatikans.
Das Fass zum Überlaufen aber habe ein Besuch von Papst Franziskus bei der Garde gebracht. «Der Heilige Vater wollte sich anschauen, wie die Truppe lebt», sagt der Ex-Gardist. Er habe ein authentisches Bild vom Alltag der Gardisten bekommen wollen. Doch statt leger in Zivil mussten die Gardisten auf Druck des Kommandanten den Papst in Uniform begrüssen. Der soll entsetzt gewesen sein – sein negatives Bild von Anrig habe sich verfestigt. Die Folgen sind bekannt: Just in der Woche, in der die Schweizer Bischöfe im Vatikan zu Besuch waren, entliess der Papst den Kommandanten.