Der deutschtürkische Kabarettist Serdar Somuncu (47) nimmt kaum ein Blatt vor den Mund. Am Humorfestival in Arosa hat er es aber offenbar übertrieben. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er: «Das Schweizer Radio und Fernsehen zensiert meinen kompletten Beitrag zum Arosa Humor-Festival! Angeblich aus Zeitnot. Dabei habe ich sogar kürzer gespielt als geplant. Es lag wohl offensichtlich eher daran, dass ich mich mit den nationalistischen Auswüchsen der eidgenössischen Tagespolitik befasst habe.»
Es geht um folgenden Standup, den Somuncu ebenfalls im ungefähren Wortlaut auf Facebook gestellt hat: «Ich bin auf der Flucht. Nicht aus Syrien. Sondern von Deutschland in die Schweiz. Die Deutschen sind mir zu weich geworden. Die sind mittlerweile sogar freundlich zu Flüchtlingen. Da lobe ich mir die Schweizer. Sie sind wenigstens aufrichtige Nazis.
Wenn Ihnen was nicht passt: Ausschaffungsinitiative und Zack sind die Ausländer wieder raus.» Alt-Bundesrat Christoph Blocher bezeichnete er im gleichen Sketch als «Christoph Arschblocher».
Die beiden «Sélection»-Sendungen von SRF zum Arosa Humorfestival werden in zwei Tranchen ausgesendet. Die erste Folge kam gestern Sonntag, die zweite eine Woche später am 10. Januar.
SRF wehrt sich: «Redaktionelle Auswahl ist keine Zensur!»
Von Zensur will SRF nichts wissen: «Eine redaktionelle Auswahl nach sendungsrelevanten Kriterien zu treffen, ist keine Zensur», sagt Rolf Tschäppät, Bereichsleiter Comedy und Quiz. «SRF wählt die Künstler und ihre Auftritte nach verschiedenen Kriterien aus, zum Beispiel Herkunft, Bekanntheit oder Genre. Entscheidend ist schlussendlich ein guter Mix für die Sendungen.»
Neben Serdar Somuncu seien auch andere Künstler vor Ort aufgetreten, die in den SRF-Sendungen aber nicht enthalten sind. Denn die Arosa Humor-Festival-Sendungen seien Einkäufe und würden von Arosa Tourismus für verschiedene Sender produziert.