Cabaret-Betreiber laufen Sturm: Ab 2016 können Frauen von ausserhalb der EU nicht mehr legal in die Schweiz einreisen, um in Cabarets zu tanzen. Der Bundesrat hat entschieden, das Tänzerinnen-Statut aufzuheben (siehe Box).
«Das ist eine Bevormundung meiner Kunden», sagt Romy Arpagaus (48), Betreiberin der Spittel-Bar in Bremgarten AG. «Der Staat kann den Männern nicht vorschreiben, welche Frauen für sie tanzen sollen.»
Die langjährige Cabaret-Pächterin beschäftigt am liebsten Tänzerinnen aus Nicht-EU-Staaten: Dominikanerinnen, Marokkanerinnen, Thailänderinnen und Russinnen. Zurzeit arbeiten bei ihr zwei mit einem EU-Pass, zwei aus einem Drittland. Denn im Aargau besteht bereits ein verschärftes Gesetz. Arpagaus darf jetzt schon nur zwei Nicht-EU-Frauen beschäftigen. Mit dem neuen, gesamtschweizerischen Gesetz gar keine mehr. «Das wird ein Problem», sagt sie.
Laut Arpagaus sind Schweizer Tänzerinnen «eben schwieriger» zu finden. Rumäninnen oder Bulgarinnen andererseits hätten Zuhälter und würden eher auf dem Strassenstrich arbeiten «statt in einem professionell geführten Cabaret».
Bisher durften ihre Tänzerinnen mit einem Visum acht Monate in der Schweiz tanzen, waren beim Migrationsamt und bei der Krankenkasse angemeldet und «sauber geführt» mit einer Lohnabrechnung, so Arpagaus. «Die zahlen auch AHV. Somit verdient der Staat sogar mit!»
Unter dem neuen Gesetz «kommen die Frauen eben illegal», prophezeit Arpagaus. «Sie werden vorgeben, als Putzfrau zu arbeiten. Der Bund hat dann gar nichts mehr unter Kontrolle und fördert noch illegale Prostitution und Zuhälterei.»
Arpagaus würde «sicher keine illegalen Frauen» anstellen. «Deshalb müsste ich mir überlegen, ob ich das Cabaret weiterführen soll», sagt die gelernte Damenschneiderin. Sie wettert vor allem gegen die Justizministerin, die den Entscheid durchgesetzt hat. «Bundesrätin Sommaruga hat von Tuten und Blasen keine Ahnung und war noch nie in einem Cabaret. Sie darf gerne mal bei mir vorbeikommen und mit den Frauen reden. Es geht um Schicksale! Aber das interessiert die Bürokraten in Bern ja nicht.»
Ihre Tänzerin Laura (29) macht sich jetzt schon Sorgen: «Ich gebe meinen Angehörigen in der Dominikanischen Republik viel Geld. Wenn ich nicht mehr hier arbeiten darf, ist nicht nur meine Existenz gefährdet!»
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