Bundesanwalt Lauber über die Schmiergeld-Ermittlungen bei der Fifa
«Ob die WM stattfindet, ist nicht mein Problem»

Bundesanwalt Michael Lauber sprach heute über die Ermittlungen zu den WM-Vergaben 2018 und 2022. Dass die Fifa je nach Resultat des Verfahrens die Weltmeisterschaften neu vergeben könnte, interessiert ihn dabei nicht.
Publiziert: 17.06.2015 um 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 16:00 Uhr

Die Fahnder des Bundes müssen sich bei den Ermittlungen zu den Fussball-WM-Vergaben der Fifa durch Unmengen von Daten wühlen!

Blick.ch wollte heute an der Pressekonferenz in Bern wissen: Fühlt sich Bundesanwalt Michael Lauber unter Zeitdruck, weil die Fifa je nach Ermittlungsergebnis einen neuen Austragungsort für die WM 2018 in Russland oder 2022 in Katar suchen möchte?

Der Bundesanwalt wurde deutlich: «Die Zeitplanung der Fifa ist mir völlig egal.» Er habe seine eigene zeitlichen Vorgaben und mache keine Politik mit diesem Verfahren.

Lauber zieht Befragung von Blatter und Valcke in Erwägung

Bisher seien zehn Personen verhört worden, so Lauber. Es würden alle für den Fall relevanten Personen befragt. Lauber schloss ausdrücklich nicht aus, dass auch der Fifa-Präsident und der Fifa-Generalsekretär befragt werde. «Wann, ob, wie und ob überhaupt – das werden Sie dann hören, wenn ich es gemacht habe und nicht vorher», sagte Lauber im Interview nach der Pressekonferenz.

Die Bundesanwaltschaft (BA) habe Daten im Umfang von rund neun Terabyte beschlagnahmt. Sie habe bislang Kenntnis von 104 Bankbeziehungen. «Seien sie sich bewusst, dass jede dieser Beziehungen mehrere Bankkonten betreffe.»

Banken meldeten verdächtige Konten-Bewegungen

Zusätzlich hätten Banken 53 weitere verdächtige Bankbeziehungen via Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) gemeldet, sagte Lauber. Er sei erfreut, dass die Schweizer Banken ihre Pflicht erfüllt und verdächtige Aktivitäten gemeldet haben.

Derzeit würden unversiegelte Daten analysiert, aufgrund dieser Analyse definiere die BA die Prioritäten der Untersuchung. Zuständig sei eine eigens eingesetzte Task Force.

Lauber betonte zudem die Wichtigkeit der Diskretion. Jede öffentliche Information über die laufende Untersuchung könne dazu führen, dass Beweise verschleiert würden.

Unabhängig von US-Ermittlungen

Zudem würden die Ermittlungen, in deren Zentrum die Vergabe der Fussball-WM 2018 an Russland und 2022 an Katar stehen, unabhängig von den amerikanischen Untersuchungen geführt. «Dokumente und Erkenntnisse werden daher nicht automatisch mit den US-Kollegen geteilt.»

Lauber betonte: «Ich fühle mich nicht am Gängelband der USA.» Dass die Verhaftungen der Fifa-Funktionäre auf US-Ersuchen und die Durchsuchung des Fifa-Hauptquartiers durch die BA zeitlich zusammenfielen, begründete der Bundesanwalt mit «Kollusionsgefahr», also mit der Befürchtung, dass Involvierte Tatbestände verdunkeln könnten.

Ob auch die WM-Vergabe 2010 nach Südafrika Bestandteil der Ermittlungen sind, liess Lauber offen.

Die Bundesversammlung hat heute den Bundesanwalt Michael Lauber im Amt bestätigt. Danach hat er über den Stand der Fifa-Ermittlungen informiert. (SDA/bih)

Lesen Sie die detaillierten Ausführungen von Bundesanwalt Lauber im untenstehenden Protokoll unseres Live-Tickers.

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