Die Meldung war nur kurz: Albert Ankers Gemälde «Turnstunde in Ins» erzielte den Rekordpreis von 7,5 Millionen Franken. So berichtete am Freitagabend das Zürcher Auktionshaus Koller. Weltweit sei noch nie ein derart hoher Preis für einen Anker erzielt worden, ergänzte Auktionator Cyril Koller.
Seitdem spekuliert die Kunstbranche über den neuen Besitzer des Meisterwerks. SonntagsBlick war bei der Versteigerung des Ölbilds aus dem Jahr 1879 zugegen.
Und weiss: Das Bild geht nach Herrliberg ZH, in die Sammlung von Albert Ankers wichtigstem Verehrer – Christoph Blocher (72) hat wieder zugeschlagen. Das ergeben Recherchen. Der alt Bundesrat will zu seiner jüngsten Trouvaille allerdings nicht Stellung nehmen. Klar ist: Der SVP-Vizepräsident ist einer der grössten Kunstsammler der Schweiz – und Albert Samuel Anker (1831–1910), der bedeutendste Seeländer Künstler, sein erklärter Lieblingsmaler. Die Villa des SVP-Vizepräsidenten an der Zürcher Goldküste ist reich behängt mit seinen Bildern.
Blocher vergisst den Preis
«Als wir dieses Haus kauften, fand ich eine Deponie von Aushub, die saniert werden musste. Da habe ich gesagt: Anstatt dass ich dieses Loch mit Erde fülle, fülle ich es mit Kunst.» So sagte Blocher, als er SonntagsBlick vor drei Jahren durch sein Privathaus führte, das seitdem noch mehr zu einem Kunstmuseum geworden ist.
Damals deutete Blocher an, dass er bereit ist, viel Geld auf den Tisch zu legen, wenn er ein Werk unbedingt haben will. «Wissen Sie», sagte er auf dem Rundgang durch das Labyrinth von Gängen, «wenn ich so ein Bild kaufe, dann vergesse ich den Preis. Es ist für mich keine Kapitalanlage. Ich kaufe Kunst ihrer Schönheit wegen und der Freude, die sie mir bringt.» Blocher kann es sich leisten: Das Vermögen der Familie liegt bei drei Milliarden Franken. 7,5-Millionen Franken ist zwar Rekord für den Kunstmarkt, für Blocher dagegen ein Pappenstiel.
Blocher wäre nicht Blocher, wenn er Kunst nicht auch mit der aktuellen Politik verbinden würde: «Politik ist für mich nichts vom Leben Abgetrenntes. Deshalb haben Hodlers Landschaften für mich auch eine politische Aussage: Seht nur, was ihr da Herrliches vor der Nase habt: Hebet dem Sorg!»
Für Blocher war die Auktion der Schlusspunkt einer erfolgreichen Woche. Mit einer flammenden Rede im Nationalrat hatte er zuvor massgeblich mitgeholfen, die «Lex USA» seiner Intimfeindin Eveline Widmer-Schlumpf (57, BDP) zu versenken.