Bistum Basel schickt seine Seelsorger zum Nachsitzen
Schluss mit langweiligen Predigten!

Die Predigten in der katholischen Kirche sollen wieder packender werden. Deshalb verordnet das Bistum Basel seinen Seelsorgern Extra-Seminare.
Publiziert: 14.04.2017 um 08:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:20 Uhr
Vorbild und Motivator: Bischof Felix Gmür (50) bei der Predigt.
Foto: ZVG
Gregory Remez

Das Bistum Basel hat genug von gelangweilten Kirchgängern. Deshalb schickt es seine Prediger zum Nachsitzen: Noch in diesem Jahr müssen sämtliche Seelsorger, die zur Predigt ermächtigt sind, ein Seminar absolvieren. Dort sollen sie ihre Rede- und Präsentationsfähigkeiten verbessern.

Die Idee stammt von Bischof Felix Gmür (50). «Ein guter Prediger erfasst die Stimmung in der Kirche und tritt mit den Menschen in Verbindung», sagt Gmür, der seinen Sitz in Solothurn hat, zu BLICK. «Er sollte seine Zuhörer im Glauben inspirieren, so dass sie gestärkt in den Alltag zurückgehen.»

Lockerer Umgangston

Gmür glaubt, dass die Seminare den Seelsorgern dabei helfen werden. «Es geht darum, dass sie sich mit ihrem Predigtverhalten auseinandersetzen und lernen, sich stärker auf die Zuhörer einzustellen.» Im Klartext heisst das: Ihre Predigten sollen packender werden. Dafür gebe es verschiedene Rezepte. Etwa Bibelstellen mit aktuellen politischen Ereignissen zu verknüpfen oder allgemein etwas den Umgangston zu lockern. 

«Eine gute Predigt spricht Kopf und Herz an»: Niklaus Peter (60), Pfarrer am Zürcher Fraumünster.
Foto: ZVG

Die Seminare setzen sich aus praktischen Übungen sowie Feedback-Gesprächen zusammen und dauern einen Tag. Darüber hinaus möchte Gmür alle Seelsorger des Bistums Basel – aktuell sind das rund 1300 – dazu motivieren, am Wettbewerb um den Schweizer Predigtpreis mitzumachen. Dafür müssen sie eine Predigt einschicken, die von einer Jury bewertet wird. Der Autor der besten Predigt erhält 3000 Franken.

«Super Sache!»

«Super Sache!», findet Niklaus Peter (60), Pfarrer am Fraumünster in Zürich und ehemaliger Präsident des Schweizer Predigtpreises. «Genau darum gehts. Man lernt nur gut zu predigen, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt und gute Beispiele anderer Predigten liest.»

Es gehe nicht darum, einen Super-Prediger zu finden, sondern exemplarisch aufzuzeigen, was eine gute Predigt ausmache. Für ihn selber müsse diese sowohl den Kopf als auch das Herz ansprechen.

«Ein gute Predigt ist auf der einen Seite interessant und pointiert. Am besten enthält sie etwas, das ich vorher nicht gewusst habe», sagt Peter. «Auf der anderen Seite sollte sie mich emotional erreichen und mich zum Nachdenken anregen. Das heisst, ich gehe verändert aus der Kirche. Wenn manchmal auch nur ein bisschen.»

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