Die Organisation der Schulen auf Sekundarstufe I gibt zu reden: Sollten Schülerinnen und Schüler früh auf verschiedene Schultypen aufgeteilt werden, um ihnen je nach ihren Voraussetzungen das bestmögliche Lernen zu ermöglichen, oder hindert das insbesondere Kinder aus sozioökonomisch schwachen Verhältnissen daran, einen hohen Bildungsabschluss zu erreichen?
Dieser Frage sind Georges Felouzis und Samuel Charmillot von der Universität Genf in einem Beitrag der Reihe «Social Change in Switzerland» nachgegangen. Dafür haben sie fünfzehn kantonale Bildungssysteme auf Grundlage der Daten der PISA-Studie aus den Jahren 2003 und 2012 verglichen.
Ihr Ergebnis: Die besten Resultate erzielen diejenigen Kantone, die auf der Sekundarstufe I ein integriertes Schulsystem haben. Hingegen schneiden die Systeme schlechter ab, die auf eine frühe Trennung nach Schultypen setzen. In letzteren Kantonen sind die Leistungen in Mathematik am Ende der obligatorischen Schulzeit demnach unter dem nationalen Durchschnitt.
Ausserdem sorge das integrierte System für mehr Chancengerechtigkeit und bessere Bildungsperspektiven für Kinder mit sozioökonomisch schwachem Hintergrund, so die beiden Autoren. Das zeigte der Vergleich der sozioökonomischen Profile der besten Schülerinnen und Schüler vor und nach den verschiedenen kantonalen Reformen. Von 2003 bis 2012 nahm demnach der Anteil der guten Schülerinnen und Schüler aus einfachen Verhältnissen in jenen Kantonen ab, die sich für ein getrenntes Schulsystem entschieden haben.
Die Reihe «Social Change Switzerland» wird vom Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften FORS, der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lausanne, sowie dem Nationalen Forschungsschwerpunkt LIVES herausgegeben und dokumentiert laufend die gesellschaftlichen Entwicklungen in der Schweiz.