«Zigeuner erkennt man mit der Nase»
Rassismus-Anzeigen gegen SVP-Gemeinderat

Die Juso und eine Menschenrechts-Organisation zeigen den Lysser SVP-Gemeinderat Jürg Michel an. Während einer Parlamentsdebatte hat er sich abschätzig über Fahrende geäussert.
Publiziert: 30.06.2016 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:39 Uhr

Gleich doppelt angezeigt wurde heute der Lysser Gemeinderat Jürg Michel. Einerseits von der Juso Bielingue und andererseits die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).

«Wenn man Zigeuner nicht vom Sehen erkennt, dann spätestens mit der Nase» - so zitierte das «Bieler Tagblatt» Michel. Für die Juso Bielingue und die Gesellschaft für bedrohte Völker verstiess der SVP-Politiker mit dieser Aussage gegen die Anti-Rassismus-Strafnorm.

Die Juso begründet die Anzeige einerseits damit, mit der Aussage Michels würde implizit behauptet, dass Fahrende schlecht riechen würden. «Diese Formulierung stellte geradezu eine Aufforderung zur Diskriminierung der Fahrenden dar», schreibt die Juso in ihrer Mitteilung.

Eine Bevölkerungsgruppe rassistisch runtergesetzt

Ähnlich argumentiert die GfbV: «Mit der Behauptung, dass ‹Zigeuner› stinken, wird eine ganze Gruppe auf rassistische Weise herabgesetzt», heisst es in der Mitteilung.

Juso und GfbV stören sich zudem am Begriff Zigeuner, der von Michel verwendet wurde. Das sei eine «verletzende Fremdbezeichnung». «Im deutschsprachigen Sprachraum ist der Begriff nämlich durch den nationalsozialistischen Völkermord geprägt, dem 500'000 Sinti, Roma und Jenische zum Opfer fielen», steht in der Mitteilung der GfbV.

Michel bestätigt auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, diese Aussage so gemacht zu haben. Allerdings habe er damit nicht die Fahrenden an sich gemeint, sondern den Platz, den sie benutzten. «Dort hat es Müll und Exkremente, das verursacht nun einmal Geruch.»

«Ich bin der, der sich für Minderheiten einsetzt»

Die Anzeige schmerze ihn, sagt er weiter. «Ich bin der, der sich für Minderheiten einsetzt; für mich ist jeder Mensch gleich viel Wert - egal welcher Stellung, egal welcher Herkunft.» Aus der Bevölkerung erfahre er deshalb oftmals Kritik, dass er zu wenig hart durchgreife.

An die Juso und die Gesellschaft für bedrohte Völker gerichtet sagt er: «Anstatt mich anzuzeigen, sollten sie mich besser bei der Suche nach Plätzen unterstützen.» (SDA/stj)

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