Der Schütze von Konolfingen ist geständig, wie die Kantonspolizei Bern mitteilt. Es handelt sich um einen 26-jährigen Mann aus Mazedonien, der gemäss Polizei «geschäftliche Beziehungen» mit seinem Opfer, einem 47-jährigen Kosovaren, pflegte.
Der Angeschossene ist «schwer verletzt» und immer noch im Spital, sagt Michael Fichter, Leiter der Medienstelle der Berner Kantonspolizei. Mehr will er zu den Verletzungen nicht sagen. Noch immer werden Augenzeugen durch ein Care-Team betreut.
Beim Täter sichergestellt wurde eine Handfeuerwaffe, bei der es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um die Tatwaffe handelt. Was war geschehen?
Am Mittwoch Abend gegen 20 Uhr kommt es am Bahnhof Konolfingen zu einer unglaublichen Szene. Ein Mann verfolgt einen anderen über den Bahnhofsplatz. Offenbar schiesst der Täter zwei Mal auf sein Opfer, worauf dieses hinfällt. Ein Augenzeuge vermutet, dass der Mann bereits hier getroffen wurde. Das Opfer schleppt sich bis zum Selecta-Automat beim Bahnhof.
Mehrere Schüsse abgegeben
«Was dann geschah, war eine regelrechte Hinrichtung», erzählt der Augenzeuge. Mehrere Male schiesst der Täter mit einer Handfeuerwaffe auf den wehrlosen Mann. Danach geht er gemäss mehreren Augenzeugen in Richtung der Mr. Feelgood-Bar, die etwa 50 Meter vom Tatort entfernt liegt.
Doch der Täter entscheidet sich um und geht nochmals zu seinem Opfer. Einer der Augenzeugen glaubt, dass er dessen Portemonnaie mitgenommen hat. Eine andere vermutet, er habe bloss den Puls gefühlt.
Der Schütze lief dann offenbar seelenruhig Richtung Dorfzentrum. Ein Augenzeuge, der sich zum Feierabend-Bier in der Bar befand, verfolgte den Mann aus der Distanz. Er sei auf die Bernstrasse abgebogen und dort in ein Haus gegangen. Das Opfer blieb liegen und wurde von mehreren Personen betreut, die auch sofort die Ambulanz riefen. Diese transportierte den Mann aber nur einige Meter zum später eintreffenden Rega-Helikopter, der den Verletzten ins Spital flog.
Der Täter soll er ein rot-schwarzes Fussball-Shirt getragen haben. Ein Augenzeuge glaubt, es handle sich um einen Neuzuzüger, der ganz in der Nähe des Bahnhofs wohne. Das Motiv bleibt unklar. Gerüchten zufolge soll es um ein unbezahltes Auto gegangen sein. Viele Anwesende bezweifelten dies aber. «Bei so etwas kann es doch fast nur um eine Frau gegangen sein. Oder Drogen», mutmasst ein anderer Augenzeuge.
In der beliebten Mr. Feelgood-Bar waren auch nach 22 Uhr noch viele Personen anwesend, einige davon beobachteten die Tat von dort aus. Die Angst sei greifbar gewesen, erzählt ein Anwesender. Es gibt nur ein Gesprächsthema. «Wie kann so etwas passieren? In unserem beschaulichen Dorf?» Gäste, die erst später eintrudeln, erzählen, dass sie an mehreren Orten im Dorf Scharfschützen begegneten. Rund um den Bahnhof patrouillierten Polizisten mit Maschinenpistolen, erzählt ein Augenzeuge. Es handelt sich um die Sondereinheit Enzian.
Gegen 23.30 scheint die Polizei immer noch nach dem flüchtigen Täter zu suchen. Ein junger Polizist fragt wiederholt laut in der Bar nach, ob jemand Angaben zum Tathergang machen könne oder gar den Täter gesehen habe. Kurz nach Mitternacht kann die Sondereinheit Enzian den Schützen im Haus an der Bernstrasse in Konolfingen verhaften.
Gemeindepräsident Peter Moser (SVP) ist schockiert über den Vorfall. «Ich lebe nun seit 40 Jahren hier, aber sowas habe ich noch nie gesehen», sagt er zu Blick.ch. Die Polizei habe ihn nach der Tat sofort angerufen, dann sei er am Tatort gewesen.
Im Anschluss habe die Polizei das Haus an der Bernstrasse im Visier gehabt, in dem sich der Täter offenbar verschanzte. Nach der Verhaftung ging Moser nach Hause. Gerade gestern Morgen diskutierte Moser noch mit der örtlichen Polizei. Diese bemerkte, Konolfingen sei im Vergleich zu anderen Gemeinden ein sehr friedliches Pflaster.