Wäre Burgdorf flach, dann hätten die Chinesen das Rennen gemacht. Aber das Emmental ist hügelig, und so kam Philippe Kohlbrenner vor genau 20 Jahren eine Idee, die die Schweiz an die Spitze der Velo-Innovation katapultierte. Als der damals 32-jährige, technische Kaufmann nämlich einmal mehr keuchend den Heimweg in Richtung Lueg unter die Pedale nahm, durchzuckte es ihn wie ein Stromstoss: Mit einem Elektromotor ginge das doch viel leichter!
Zwei Jahrzehnte später gehört das daraus entstandene Unternehmen Flyer mit seinen 200 Arbeitsplätzen zu den weltbesten Herstellern von E-Bikes. «Die Zeit ist nun reif für den nächsten grossen Schritt», sagt Kohlbrenner, der unterdessen die Firma verlassen hat und nun mit «Speedped» die Branche neu elektrisieren will.
Vier mal mehr Akku-Kapazität
«Die Wege, die die Kunden heute mit E-Bikes zurücklegen, werden immer länger. Und genau da setze ich an.». In Dürrenroth im Emmental baut er seit drei Jahren an seinem neuen Bike. 150 Stück für rund 7000 Franken hat er bereits verkauft.
Die Velos unterscheiden sich primär durch bis zu vier Mal mehr Akku-Kapazität. «Damit fahre ich mit einer Ladung von Burgdorf über die Grimsel bis nach Brig.» Unterstützt wird er auf diesem Weg von seinem ebenfalls selbstgebauten Motor mit 650 Watt Leistung – «und ich will so schnell wie möglich auf tausend».
Vorne ein Bike, hinten einen Harass
Denn die braucht er auch für seine jüngste Idee: ein Kargo-E-Bike mit zwei oder drei Rädern und einer Ladefläche für einen Harass. «Im Kopf ist alles bereit, jetzt brauche ich nur etwas Zeit», sagt Kohlbrenner. Denn er ist sicher: Das E-Bike ist drauf und dran, das Zweitauto abzulösen.
«Ich erlebe nämlich Tag für Tag, wie aus überzeugten Velomuffeln plötzlich E-Bike-Fans werden», sagt der Erfinder. «Die sagen mir dann: Das Emmental ist einfach huere schön. Mir ist das vorher ja gar nie richtig aufgefallen.»