Freitag, kurz vor 18 Uhr, setzt Ueli Rösti (57) einen verzweifelten Notruf ab. Der Pilot, Flugplatz-Chef von Saanen BE, ist mit seiner Pilatus PC-12 in ein Gewitter geraten. Rösti kämpft. Gegen den Regen, die Blitze, den Sturm.
An Bord der einmotorigen Maschine hat er den international bekannten Künstler Helmut Kohli (51), den Gstaader Architekten Fabian R.* (36) sowie dessen Mitarbeiterin Fabienne W.* (20).
Die drei Arbeitskollegen sind wohl auf dem Rückweg von einem Ausflug nach Belgien. Auch ein deutscher Geschäftspartner war dort dabei, flog aber nicht mit der Gruppe zurück.
Augenzeugen: Flugzeug von Blitz getroffen
Erst kurz vor der Schweizer Grenze gerät das Kleinflugzeug in Not. Über einem Waldstück in Frankreich kann Ueli Rösti es nicht mehr kontrollieren. «Mehrere Augenzeugen sahen, wie die Maschine von einem Blitz getroffen wurde», sagt Didier Grillot, Gemeindepräsident von Solemont (F). «Danach stürzte sie in die Tiefe.» Das Flugzeug zerschellt am Waldrand.
Um 18.30 Uhr finden die Rettungskräfte das Wrack. «Ich war vor Ort. Trümmerteile lagen überall. Es war fürchterlich», so Grillot. Die Einsatzkräfte müssen die Bergung abbrechen. Es ist zu dunkel. Erst am Samstag wird das Ausmass des Unglücks sichtbar: Die Retter finden die Leichen der vier Schweizer.
Ganz Gstaad BE steht seither unter Schock. Der Absturz forderte gleich vier Opfer aus dem Saanenland!
Die Region verliert den renommierten Lichtkünstler Helmut Kohli. Das erste Mal sorgte er am 6. November 2002 für Furore, als er das Spitzhorn (2807 Meter über Meer) mit einer Lichtinstallation in Szene setzte. «Die Beleuchtung des Berges war der Moment, der mein Leben und Wirken für die Welt der Kunst öffnete», schrieb Kohli auf seiner Homepage.
Weitere Kunstinstallationen folgten: an Matterhorn, Eiger und Finsteraarhorn. Kohlis Arbeit in der Schweiz brachte ihm auch international Erfolg: Er realisierte unter anderem Ausstellungen in Berlin, Neu-Delhi, Miami und New York.
Die Aviatik-Szene trauert um den erfahrenen Piloten Ueli Rösti. Er koordinierte die Flieger der Gstaader Prominenz. Der Fluglehrer und Flugplatzleiter begann seine Karriere als Flieger bereits in jungen Jahren auf dem Flugplatz von Reichenbach BE.
Erfahrener Gletscherpilot
Sehr bald kam auch die Gletscherfliegerei dazu. Rösti war äusserst umsichtig und routiniert: Er soll mehr als 25'000 Landungen auf dem Gletscher absolviert haben. «Ueli war ein guter Freund von mir, ich bin unendlich traurig», sagt ein Kollege.
Mit Kerzen gedachten gestern Abend Freunde und Familien ihrer Liebsten, die nie mehr nach Hause kommen.