Erstmals sprechen die Käufer
Endlich Ruhe in der Mühle Hunziken?

Gemeinsam kaufen zwei Pensionskassen die Mühle Hunziken. Sie hoffen, dass im Konzertlokal jetzt Ruhe einkehrt.
Publiziert: 08.12.2014 um 17:29 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:43 Uhr
Von Thomas Rickenbach

Für Berner ist es ein Kult-Konzertlokal, Auswärtige kennen den Namen wenigstens von den Konzerttipps im Radio: die Mühle Hunziken, ausserhalb des Berner Vororts Rubigen.

Jahrzehntelang war die Mühle in Besitz von Peter Burkhart - oder einfach «Mühli-Pesche». Der spleenige Konzertveranstalter ist eine Legende. Tickets gab es zu seiner Zeit nicht übers Internet oder Vorverkaufsstellen - nur über Telefonbeantworter. Man musste ihm aufs Bändli sprechen, die Anzahl Tickets reservieren und dann am Abend selbst ab der Kasse abholen. Sein Motto: «Du vertraust mir, dass ich es aufschreibe. Ich vertraue dir, dass du kommst.» Auch noch tief im 21. Jahrhundert.

Braucht jemand eine Mitfahrgelegenheit?

Oder seine Auftritte nach den Konzerten. Jeweils fragte er ins Mikrofon, ob noch jemand eine Mitfahrgelegenheit nach Bern brauche. Schliesslich liegt die Mühle eine Viertelstunde vom Bahnhof Rubigen entfernt. Bei längeren Konzerten fuhren sowieso keine Züge mehr in die Stadt.

Doch wie so manche «Legende» gilt Pesche als nicht ganz einfacher Zeitgenosse. Er hat seine Prinzipien.

Vor gut drei Jahren wollte er Schluss machen, sich nach Südfrankreich zurückziehen. Er übergab den Betrieb der Mühle an ein Team um den bekannten Blues-Musiker Philipp Fankhauser. Obwohl dieser einst nach einer Auseinandersetzung Hausverbot gehabt hatte.

Ein Streit, auch in der Familie

Es kam, wie es kommen musste: Bald hatten Burkhart sen. und Fankhauser Streit. Umso pikanter, dass Pesches Sohn Thomas zum neuen Betreiber-Team gehörte und Fankhauser treu blieb. Tochter Catherine wiederum führte den hausinternen Crèpe-Stand, fühlte sich gemobbt, hielt zu ihrem Vater. Es gab in den letzten Jahren zahlreiche Gerichtsverhandlungen um die Mühle.

Die Meldung kam plötzlich am Freitagabend: Zwei alternative Pensionskassen kaufen das Konzertlokal gemeinsam. Einerseits ein Aufatmen, der Rechtsstreit ist endlich beendet. Andererseits aber auch Verwunderung: Was wollen denn zwei alternative Pensionskassen mit der Mühle?

Kein Einfluss auf den Betrieb

Auskunft über ihre Beweggründe und Pläne gaben die CoOpera Sammelstiftung PUK und die GEPABU Personalvorsorgestiftung vorderhand nicht. Heute Vormittag informierten die Chefs schliesslich die Medien.

Der Tenor: Einen Einfluss auf den Konzertbetrieb soll der Verkauf nicht haben. Die Pensionskassen besitzen jetzt zwar die Liegenschaft, für die Musik bleibt aber eine Betreiber­gesellschaft um Fankhauser und Junior Thomas Burkhart zuständig. «Wir wollen den Betrieb auch in Zukunft im bisherigen Rahmen weiterführen», sagt Daniel Maeder, einer der Geschäftsführer von CoOpera. Ein entsprechender Vertrag sei bereits unterzeichnet.

«Den Mund können wir ihm nicht verbieten»

Gar nicht zur Freude von «Mühli-Pesche»: Dass sein Intimfeind Fankhauser weiterhin das Sagen hat, ist für ihn eine bittere Pille. «Für den Club sind die Betreiber eine Zumutung», wetterte er am Wochenende in ­einer schriftlichen Erklärung gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Den Kauf der Liegenschaft durch die Pensionskassen sah er wiederum wesentlich positiver, «als Glücksfall».

Verständlich, dass die Käufer heute versuchten, die Wogen zu glätten. «Wir respektieren das Gesamtkunstwerk, welches  Peter Burkhart mit viel Herzblut aufgebaut hat», so Urs Mataré, Geschäftsführer der GEPABU. Er hofft, dass «Mühli-Pesche» nun loslässt und mit Stolz auf sein Lebenswerk zurückblickt. «Aber den Mund können wir ihm nicht verbieten.»

«Wir haben nicht mitverhandelt»

Den Kaufvertrag hätten sie erst unterschrieben, als sämtliche Rechtsstreitigkeiten vor Gericht gelöst waren. «Wir haben nicht mitverhandelt, aber wir haben gewartet», stellt Moritz Göldi von der GEPAUBU klar. «Und wir haben lange gewartet.» Der Preis: 3,1 Millionen Franken, gerichtlich festgelegt.

Die beiden Kassen haben viele Künstler als Kunden. Einer ist Christian Siegenthaler. Mit seiner Agentur ist er Manager von Patent Ochsner. Er freut sich, «dass mein Pensionskassengeld in den Erhalt einer solchen Kulturinstitution investiert wird».

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