Viele Berner wurden gestern zu Schwarzfahrern. Gezwungenermassen. Denn in der gesamten Stadt waren Münz- und Kartenschlitze von Billettautomaten mit Leim verklebt. Ein Billett zu lösen, war unmöglich. Dies berichtet die «Berner Zeitung». Noch immer sind nicht alle Automaten wieder benutzbar.
Grosser Schaden
Rolf Meyer, Sprecher von Bernmobil, ist schockiert. Alle Münz- und Kartenschlitze müssten kontrolliert und entweder gereinigt oder gleich ganz ersetzt werden. Dies ist mit enormen Kosten verbunden. Bernmobil will Anzeige gegen unbekannt erstatten.
Wie die «Berner Zeitung» schreibt, bekennen sich die anonymen Täter auf linksextremistischen Internetseiten zur kriminellen Kleberei. Aber was steckt hinter der Tat?
Ausbeutung und Diskriminierung
Bernmobil nutze Migranten und Asylsuchende aus, lautet der Vorwurf der Leimbande. Im Rahmen eines Arbeitsintegrationsprogramms der Stadt Bern putzen Migranten und Asylsuchende die Fahrzeuge des Verkehrsunternehmens. Dies sei «ausbeuterisch, rücksichtslos und rassistisch».
Die Situation dieser Menschen werde schamlos ausgenutzt. Angeblich erhalten sie nur neun Franken pro Tag. Damit spare Bernmobil auf Kosten der Migranten und Asylsuchenden viel Geld.
Mit ihrer Attacke auf die Billettautomaten wollen die Aktivisten auf diesen Missstand aufmerksam machen.
Anschuldigungen haltlos
Bernmobil weist die Vorwürfe zurück. Auch Ursula Heitz, Leiterin des Kompetenzzentrums für Integration der Stadt Bern, versteht die Aufregung nicht. Für die Migranten sei dies ein erster Schritt auf dem Arbeitsmarkt und die Arbeit zudem beliebt bei den Teilnehmern, sagt sie der «Berner Zeitung».
Ob diese Argumente bei der Leimbande Gehör finden, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. In ihrem Schreiben kündigen die Täter jedenfalls weitere Aktionen an. (jmh)