Gestern Nachmittag bemerkte Karin* (24) auf der Toilette im ersten Stock der Uni-Bibliothek (UB), dass sie durch ein Loch in der WC-Wand beobachtet wird. Kurz entschlossen stellte die Studentin den Spanner und fotografierte ihn mit ihrem Handy.
Der entlarvte Voyeur war erst perplex, türmte dann fluchtartig und hastete wortlos an der Studentin vorbei. Karin übergab das Beweismaterial umgehend dem UB-Personal.
Christoph Ballmer, Sprecher der UB, bestätigt den Vorfall: «Wir sind sehr froh über die Zivilcourage der jungen Frau und werden jetzt bei der Polizei eine Strafanzeige machen.»
Dass es auf den Uni-WCs Spanner gibt, ist kein neues Phänomen. Allerdings tauchten die bislang meistens auf den Herren-Toiletten auf. «Eine Zeit lang haben Unbekannte regelmässig Löcher in die Wände gebohrt», sagt Ballmer. «Die haben wir natürlich sofort gestopft, sobald wir sie entdeckt haben.» In den letzten Monaten sei dies indes nicht mehr passiert.
Spanner festgenommen
Einen Voyeur auf frischer Tat zu ertappen, das gelang den UB-Mitarbeitern bislang noch nicht. «Insofern sind die Fotos der Studentin ein echter Glücksfall», sagt Ballmer.
Und tatsächlich: Durch die Aufnahmen konnte der Spanner überführt werden. Wie «20 Minuten» berichtet, hat eine Frau den mutmasslichen Täter auf der Strasse entdeckt und die Polizei alarmiert. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, einen Rumänen festgenommen zu haben.
Neue Sicherheitsmassnahmen
Die UB-Leitung überlegt sich nach dem neuerlichen Vorfall neue Massnahmen. Bereits jetzt sei rund um die Uhr ein Securitas-Angestellter vor Ort. Und auch das UB-Personal könne bei solchen Vorkommnissen jederzeit zu Hilfe geholt werden. «Dass wir die WC künftig mit Video überwachen, ist aber unrealistisch», sagt Ballmer. «Das gebe einen noch viel grösseren Aufschrei.»
Die UB hat seit dem 1. Januar abends neu bis 22.30 Uhr geöffnet (vorher bis 21.30 Uhr). «Umso wichtiger ist uns, dass sich die Besucher auch in den Nachtstunden bei uns sicher fühlen», sagt Ballmer. In den Prüfungswochen – also jetzt – kommen täglich bis zu 3000 Studierende in die UB.
* Name der Redaktion bekannt