Bubendorf BL stimmt gegen kosovarische Familie
Kein Schweizer Pass wegen Trainerhosen-Look

Die Gemeinde Bubendorf im Kanton Basel-Landschaft hat erstmals eine Einbürgerung abgelehnt – jene der kosovarischen Familie Halili. Der Bürgerratspräsident spricht von einem emotionalen Entscheid.
Publiziert: 04.06.2016 um 22:51 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:30 Uhr
Aufenthaltsrecht ja, Pass nein: Einst sezte sich die Gemeinde Bubendorf für den Verbleib der Familie Halili in der Schweiz ein – nun verweigert sie ihr das Schweizer Bürgerrecht (aus dem Archiv der «BZ»).
Foto: BZ Basel/Lorandi

Es hätte der bisher schönste Tag in der Schweiz für die Halilis werden sollen. Um zu feiern, hatte die Mutter extra einen Kuchen gebacken – rot, mit weissem Kreuz drauf. Stattdessen wurde der 18. Mai zum Albraum. Zum ersten Mal überhaupt lehnte die Bürgergemeindeversammlung von Bubendorf eine Einbürgerung ab – diejenige der Halilis. Das berichtet heute die «Basellandschaftliche Zeitung».

«Argumente rein emotional»

Noch vor ein paar Jahren hatte das kosovarische Ehepaar mit ihren beiden Kindern eine riesige Solidaritätswelle in der 5000-Einwohner-Gemeinde im Kanton Basel-Landschaft ausgelöst. Im Jahr 2005 wollte Bundesbern die Familie eigentlich zurück in den Kosovo schicken. Doch etliche Bubendörfer stemmten sich dagegen. 2006 lenkten die Behörden ein und vergaben den Halilis doch noch eine Aufenthaltsbewilligung. Nun, über zehn Jahre später, muss die Familie schmerzlich feststellen, dass sie in ihrer neuen Heimat vielleicht doch nicht so herzlich willkommen ist, wie sie geglaubt hatte.

«Die Argumente gegen die Einbürgerung waren rein emotional», sagt Bürgerratspräsident Roger Frey gegenüber der «BLZ». Er habe erwartet, dass es für die Familie «schwierig» werden könnte. Einigen Ortsbürgern seien die Halilis wohl nicht schweizerisch genug. Ein Vorwurf lautete etwa, der Vater sei mit seinen zwei Söhnen in Trainerhosen statt Jeans durchs Dorf gelaufen. Weiter wurde bemängelt, der Vater komme nicht damit zurecht, dass seine Vorgesetzte eine Frau sei. Ausserdem würde die Familie im Vorbeigehen nie grüssen. 

Kein Deutsch-Problem

Gemeindepräsident Erwin Müller ist angesichts des negativen Entscheids ratlos. «Sachlich wüsste ich nicht, was man gegen sie einwenden könnte», sagt Müller in der «BLZ». Er und seine Frau hatten sich vor elf Jahren für einen Verbleib der Halilis eingesetzt. Sie «reden alle Deutsch» und «freuten sich sehr darauf, Schweizer zu werden». Deshalb sei die Ablehnung für die Familie «eine rechte Klatsche», so Müller. 

Ob Mutter Halili je wieder einen Kuchen mit Schweizer Kreuz backen wird, ist fraglich. Zwar hat die Familie die Möglichkeit, gegen den Entscheid der Bürgergemeindeversammlung beim Gesamtregierungsgrat Einsprache zu erheben. Doch dafür müssen die Eltern – der Vater arbeitet als Küchengehilfe, die Mutter als Reinigungskraft – tief in die Tasche greifen: Die Gebühren für das Gesuch an Bund, Kanton und Bürgergemeinde belaufen sich auf mehrere Tausend Franken. (gr) 

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