Prächtige Bäume säumten einst den Park mit zwei Villen. Das Grundstück hoch über der «Goldküste» des Zürichsees war der Sommersitz einer alteingesessenen Zürcher Bauunternehmerfamilie.
Heute herrscht hier in Küsnacht Schwerverkehr: Lastwagen stauen sich vor dem Eingangstor, hinter dem der Rohbau einer Villa im russisch-klassizistischen Stil wie ein gestrandeter Tanker wirkt. Früher gab es einen 16 Meter tiefen Sodbrunnen samt Pumpenhäuschen. Jetzt haben sich Bagger 19 Meter tief ins Erdreich gegraben, um die zwei Untergeschosse auszuheben. Im unteren entsteht ein 25-Meter-Hallenbad. Dies erzählen Küsnachter, die Einblick in das Baugesuch hatten. Zudem wurde ein Gästehaus hochgezogen. Das 5000 Quadratmeter grosse Gelände mit einer über zwei Meter hohen Mauer abzuschirmen, wurde nicht bewilligt.
Eigentümerin ist laut Grundbuchamt Ekaterina Anisimova (38), die Ehefrau des russischen Oligarchen Vasily Anisimov (56). Die Baukosten für die zwei Gebäude in Küsnacht schätzen Immobilienexperten auf mindestens 30 Millionen Franken. Sie werden das teuerste Eigenheim an der Goldküste sein. Die Geschichte ist exemplarisch für das, was sich in den Steueroasen der Schweiz derzeit abspielt: Superreiche Ausländer kaufen, was zu kaufen ist – zu jedem Preis. Das treibt die Grundstückpreise in astronomische Höhen und verdrängt zunehmend Einheimische (siehe Seite 14, zur Preisentwicklung).
Ekaterina Anisimova erwarb ihren Grundbesitz zwischen 1995 und 2000 in zwei Etappen für rund 12 Millionen Franken, wie Einheimische sagen, die es wissen müssen. Doch das sollte nur der Anfang sein. Anisimov schickte mit Blumensträussen bewaffnete Vertraute zu seinen Nachbarn. Und liess ihnen mitteilen, dass er auch ihre Grundstücke erwerben möchte. Die Botschaft war klar: «Ich zahle eine Million mehr als jeder andere.» Einem Nachbarn soll er gar vorgeschlagen haben, ihm als Ersatz ein anderes Eigenheim am Zürichberg zu kaufen, Zürichs bester Lage.
Vorderhand biss Anisimov fast durchwegs auf Granit. Der Milliardär konnte bis heute nur eines von zehn Nachbarhäusern übernehmen. Für SonntagsBlick war Anisimov nicht zu sprechen. Er schirmt sich ab. Sein Grundstück lässt er angeblich gar von bewaffnetem Personal bewachen. Was sich hier abspielt, kritisiert der freisinnige Unternehmer und Nationalrat Otto Ineichen (66): «Das stört den sozialen Frieden der Schweiz und schürt die Ausländerfeindlichkeit. Dies könnte gar eine mögliche Abstimmung über die Fortführung der Personenfreizügigkeit mit der EU torpedieren.»
Anisimov ist sicherlich ein extremes Beispiel dafür, wie Ausländer in der Schweiz ein Eigenheim erwerben. Doch es gibt noch weitere. In der näheren Nachbarschaft des Oligarchen soll ein Deutscher 7,5 Millionen Franken für ein Grundstück geboten haben. Das überstieg den aktuellen Marktwert bei weitem. Und in Erlenbach ZH übernahm vor kurzem die Münchner Tierärztin Eva-Maria Bartenschlager das Restaurant Schönau, direkt am See: nicht die einzige Gaststätte, die an der Goldküste einer Umnutzung als Eigenheim anheimfällt.
Auch der Küsnachter Treuhänder Marco Grob (33) bedauert die einseitige Entwicklung des Immobilienmarkts an der Goldküste: «Darunter leidet das Dorfleben. Für Normalsterbliche wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. In den immer grösser werdenden Villenvierteln ist man von hohen Mauern umgeben.»
Eine ähnliche Entwicklung der Bodenpreise erleben auch andere Steueroasen, beispielsweise in der Innerschweiz oder Luxusferienorte wie Gstaad BE und St. Moritz GR. Heute kaufen sich an den begehrtesten Flecken der Schweiz die Reichsten aus der ganzen Welt ein. Das ist auch eine Folge der Globalisierung, dank welcher stets neue Clans unermesslich grosse Vermögen anhäufen.
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Eine seiner Töchter wurde im Jahr 2000 mit ihrem Ehemann in Moskau erschossen. Die andere Tochter, Anna, gilt heute in den USA als russische Antwort auf Paris Hilton. Schlagzeilen machte das Partygirl unter anderem, weil es einen Sommer lang eine Residenz ausserhalb von New York gemietet hatte – für ein paar hunderttausend Franken. Das Ferienhaus gehört Denise Rich. Deren Ex-Mann, der Rohstoffhändler Marc Rich (73), ist Geschäftspartner von Annas Vater. Der kann sich Annas Luxusleben leisten: Laut dem US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» besitzt der Russe ein Vermögen von rund vier Milliarden Franken. Anisimov ist heute mit Ekaterina Baikova (38) verheiratet, mit der er ein Kind im Primarschulalter hat. Aufgewachsen ist Anisimov in Alma-Ata (heute Almaty), der damaligen Hauptstadt Kasachstans. Als die Sowjetunion unterging, etablierte sich der Ökonom im Aluminiumgeschäft.
Zu jener Zeit kooperierte er mit dem heute in Zürich lebenden Milliardär Viktor Vekselberg (50). Anisimov steuert sein Beteiligungs- und Immobilienimperium über die Coalco AG mit Hauptsitz in Zürich.
Eine seiner Töchter wurde im Jahr 2000 mit ihrem Ehemann in Moskau erschossen. Die andere Tochter, Anna, gilt heute in den USA als russische Antwort auf Paris Hilton. Schlagzeilen machte das Partygirl unter anderem, weil es einen Sommer lang eine Residenz ausserhalb von New York gemietet hatte – für ein paar hunderttausend Franken. Das Ferienhaus gehört Denise Rich. Deren Ex-Mann, der Rohstoffhändler Marc Rich (73), ist Geschäftspartner von Annas Vater. Der kann sich Annas Luxusleben leisten: Laut dem US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» besitzt der Russe ein Vermögen von rund vier Milliarden Franken. Anisimov ist heute mit Ekaterina Baikova (38) verheiratet, mit der er ein Kind im Primarschulalter hat. Aufgewachsen ist Anisimov in Alma-Ata (heute Almaty), der damaligen Hauptstadt Kasachstans. Als die Sowjetunion unterging, etablierte sich der Ökonom im Aluminiumgeschäft.
Zu jener Zeit kooperierte er mit dem heute in Zürich lebenden Milliardär Viktor Vekselberg (50). Anisimov steuert sein Beteiligungs- und Immobilienimperium über die Coalco AG mit Hauptsitz in Zürich.