Die Nationale Konferenz dient dazu, eine erste Zwischenbilanz über das auf fünf Jahre angesetzte Nationale Programm gegen Armut zu ziehen. Sie soll einen Einblick in die laufenden Arbeiten rund um die Prävention und Bekämpfung von Armut in der Schweiz geben.
In seiner Begrüssungsansprache sagte der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr, in der Schweiz werde die Armut oft gar nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen. «Sie findet gewissermassen im Schatten statt», sagte der SP-Politiker.
Viele Menschen, die von Armut betroffen seien, würden sich gar nicht erst bei den öffentlichen Sozialdiensten melden. «Manchmal aus Unwissenheit, aber manchmal eben auch aus Scham», sagte er.
Jean-Pierre Tabin, Professor an der Hochschule für Sozialarbeit und Gesundheit in Lausanne, verwies darauf, dass heute vor allem auf den Missbrauch der Sozialhilfe insistiert werde. Dabei gebe es sehr viele Menschen, die gar nicht erst Sozialhilfe beanspruchten, obwohl sie Anrecht auf Leistungen hätten.
Er führte dieses «bedeutende soziale Problem» unter anderem auf die Bürokratie, die Unkenntnis des Systems, das komplexe Dispositiv oder ganz Einfach die Angst vor Diskriminierung oder Stigmatisierung zurück. Diese Menschen müssten in die Konzeption der Sozialpolitik und die Reformen der Sozialhilfe einbezogen werden, forderte er.
Caritas Schweiz hat im Vorfeld der Armutskonferenz einen Appell an Sozialminister Alain Berset gerichtet. Armut dürfe nicht bloss durch Leistungen aus der Sozialhilfe bekämpft werden. Oberstes Ziel müsse es sein, Armut zu verhindern. Dazu brauche es Investitionen auf der Ebene des Bundes, die bei den Ursachen der Armut ansetzten.
Weil mangelnde Bildung Armutsursache Nummer eins sei, fordert Caritas in ihrem Appell dazu auf, dass der Bund ein stärkeres Engagement für gezielte Weiterbildung und Nachholbildung an den Tag legt. Um der Familienarmut Herr zu werden, brauche es Ergänzungsleistungen für Familien.
Gerade angesichts der oft zu vernehmenden Sparparolen müsse daran erinnert werden, dass es langfristig billiger sei, Armut zu vermeiden, als Armut zu bekämpfen oder zu lindern, schreibt Caritas.