Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist in aller Munde. Der Unkrautvernichter wird von Landwirten gerne auf ihren Feldern eingesetzt. Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation WHO warnen aber vor dem Einsatz des Mittels. Die Chemikalie sei wahrscheinlich krebserregend. Das Mittel wird auch auf Gersten- und Weizenfeldern eingesetzt. Können Spuren von Glyphosat dadurch bis ins Bier kommen?
Der «Gesundheitstipp» wollte es in seiner aktuellen Ausgabe genau wissen und führte eine Stichprobe mit 30 Bieren aus der Schweiz durch. Untersucht wurden Biersorten von grossen und kleineren Brauereien sowie die Eigenmarken der Grossverteiler. Das Ergebnis ist besorgniserregend: In zwölf Proben wurden Rückstände des Pestizids gefunden.
Bier von Coop und Guinness am meisten belastet
Spitzenreiter ist das Prix Garantie Lager Bier von Coop mit 21 Mikrogramm Glyphosat pro Liter. Auf dem zweiten Platz ist das Guinness Draught. Das dunkle Bier enthielt im Labortest 13 Mikrogramm pro Liter des Unkrautvernichters. Zwei Mikrogramm weniger weisst das Erdmandli Amber der Brauerei Baar auf. Betroffen sind aber auch namhafte Biermarken wie Calanda oder Beck's.
Unter die Lupe kamen auch die Eigenmarken von Lidl und Aldi. Mit 2,0 beziehungsweise 2,7 Mikrogramm pro Liter weist ihr Bier deutlich weniger Glyphosat auf. Im Eigenbier von Denner konnte kein Gift nachgewiesen werden.
Glyphosat auch in einem Bio-Bier
Sogar in einem Bier mit Bio-Knospe tauchte das Pflanzengift auf. Im «Biera Engiadinaisa cler» aus dem Engadin wurden 6,7 Mikrogramm Glyphosat festgestellt. Lukas Inderfluh von Bio Suisse will nun abklären, wie das Pestizid in ein Bier mit Bio-Knospe gelangen konnte.
Auch der Grosskonzern Coop nimmt Stellung zum Ergebnis. Das Unternehmen bezieht sein Bier aus einer deutschen Brauerei, von welcher genau, will man aber nicht bekannt geben. Pressesprecher Urs Meier schreibt dem «Gesundheitstipp», dass das Bundesinstitut für Risikoberwertung solche «Spuren» von Glyphosat im Bier als gesundheitlich unbedenklich eingestuft hat. Darauf beziehen sich auch Aldi und Lidl. Aber: Man nehme das Thema ernst und werde «umgehend auf neue Erkenntnisse» reagieren.
Nichts nachweisen konnte das beauftragte Labor unter anderem in den Biersorten Schützengarten Lager, Quöllfrisch Hell, Heineken, Feldschlösschen Original, Eichhof Lager, Cardinal Lager oder auch im Farmer Hell der Landi.
Erst ab 1000 Bier pro Tag wirds gefährlich
Ausgelöst wurde die Diskussion um das Pflanzenschutzmittel im Bier vor gut einem Monat. Das Umweltinstitut München veröffentlichte Ende Februar eine Studie zum Glyphosatgehalt in Bieren. Sie stellten in den 14 meistgetrunkenen Biersorten Spuren der Chemikalie fest.
Die deutschen Behörden nahmen es locker. Rückstände seien «plausibel und grundsätzlich erwartbar», hiess es in einer Mitteilung. Das Pflanzenschutzmittel ist für die Verwendung auf Getreidefeldern zugelassen. So darf ein Kilogramm Gerste noch 20 Milligramm des Giftes aufweisen, Weizen noch rund 10 Milligramm.
Eine Menge von bis zu 30 Mikrogramm pro Liter Bier seien gemäss den deutschen Behörden unbedenklich. Erst wenn eine erwachsene Person 1000 Liter Bier pro Tag trinken würde, werde es gefährlich.
Auch wenn die Mengen im Bier gering sind – unappetitlich ist es trotzdem und zu suchen hat die Chemie im Bier sicher nichts. Nicht umsonst gibt es schliesslich das Reinheitsgebot, wonach Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten soll. (lz)