Kurz vor Weihnachten lag in den Briefkästen von Flurlingen ZH ein rassistisches Flugblatt. Die Autoren, die sich «eine Gruppe engagierter Bürger» nennt, äusserte sich darin zu den Themen Temposchwellen, Parkplätze, Zebrastreifen, das Kinderheim und «verbotenes Hilari-Geknalle».
Drei Viertel des zweiseitigen Flugblatts jedoch befassten sich mit Ausländern. Es war die Rede von «riesigen Mengen an unbrauchbaren, nicht integrierbaren und integriert sein wollenden Menschen». Man wolle nicht die «tollen, netten Einwanderer, die sich um Integration bemüht haben» angreifen, aber «der Rest kann und MUSS weg!».
Bewohner reagieren empört
Und weiter: «Ist der ganze ‹Sondermüll› mal in Europa, kann er via Personenfreizügigkeit (PFZ) einfach in die Schweiz! Zudem ist die Schweiz überbevölkert. Ein gesund schrumpfen auf 8 Millionen ist ein Muss.» Die Verfasser des Textes sind offenbar der Überzeugung, dass die Kriminalität steigt und die Migration dafür verantwortlich ist. «Wer heute nur als Geburtsmaschine in der Schweiz herumvegetiert und laufend neue Problemfälle produziert, kriegt die rote Karte!»
Die Bewohner der 1500-Seelen-Gemeinde reagierten empört: Laut der Wochenzeitung «schaffhauser az» äusserten sie ihren Unmut mit einem Leserbrief, mit Anrufen beim Gemeinderat und mit öffentlichem Protest. «Wir wollen euren menschenverachtenden, braunen Dreck nicht in unserem Briefkasten!», schrieb ein Einwohner auf das Flugblatt und klebte es vor seinem Haus auf eine Kiste.
Die Polizei ermittelt
«Wir verwahren uns entschieden gegen diffamierende und diskriminierende Äusserungen», schrieb der Gemeinderat in den «Flurlinger Notizen». «Unser Respekt gebührt denjenigen Flurlingerinnen und Flurlingern, die klar gegen die demagogischen Inhalte des Flugblattes Stellung genommen haben.» Die Zürcher Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Die «schaffhauser az» will den Autor des Flugblattes ausfindig gemacht haben. P.M.* beharrt laut der Zeitung darauf, dass nicht er allein, sondern eine «Kerngruppe von etwa 15 Leuten» hinter dem rassistischen Schreiben stehe. Laut der «az» sei jedoch klar, dass er allein handelte oder der Kopf einer kleinen Gruppe ist. «Wir haben uns in der Wortwahl extrem zurückgehalten», so P.M. weiter. «Wir wollten mal schauen, wie viele Leute im Dorf so denken, wie wir».
«Migranten, die auf dem Sozialtopf hocken»
«Die meisten, die in die Schweiz kommen, sind irgendwelche Migranten, die gerne ein besseres Leben möchten und hier auf dem Sozialtopf hocken», wird P.M. von der «schaffhauser az» zitiert. «Jemand aus Syrien hat in der Schweiz nichts verloren. Er soll in die Nachbarländer flüchten.» In Flurlingen ist eine siebenköpfige Familie aus Syrien untergebracht.
Auf das Wort «Sondermüll» angesprochen, antwortet der Autor: «Ich habe viele Polizisten und Grenzwächter kennengelernt. Wenn ich mit denen spreche, ist das Wort ‹Sondermüll› noch das harmloseste», behautpet er. Und versucht die menschenveranchtende Wortwahl weiter schönzureden: «Mit Sondermüll meinen wir nicht die Menschen als solche, sondern dass ein normal verdienender Schweizer diesen Mist mit bezahlt, die Kosten, die diese Leute verursachen.»
SVP will sich nicht von Äusserungen distanzieren
Wie P.M. im Gespräch mit der «schaffhauser az» verrät, sei er nicht Mitglied einer Partei. Auf der nationalen Homepage der SVP gibt es jedoch ein «Testimonial» von ihm: «Die SVP kämpft am ehesten gegen zu viele Menschen in der Schweiz und ist voll pro Schweiz! Alles andere können wir dann noch lösen!»
Paul Mayer, Präsident der SVP Weinland, will sich laut der Zeitung nicht von den Aussagen auf dem Flugblatt distanzieren. «Anscheinend gibt es sehr unzufriedene Bürger in Flurlingen, die sich sehr grosse Sorgen um die Zukunft der Schweiz machen.» Dies könne er zum Teil verstehen. Im Detail nimmt der Politiker keine Stellung, verzichtet auch auf jede Form der Distanzierung.
* Name der Redaktion bekannt
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