Saxana (9) kurvt mit dem Trottinett ums Haus. Marcella (68) und Hans Lauber (66) aus Rothrist AG schauen ihrer Enkelin zu. Das Mädchen fühlt sich bei den Grosseltern wohl. Seit einem Jahr lebt es bei ihnen, weil die Mutter sich nicht um sie kümmern kann.
«Alle sind glücklich mit dieser Lösung», sagt Grossmutter Marcella Lauber. «Meine Tochter hat das Sorgerecht und besucht sie regelmässig.»
Trotzdem wollen nun die Behörden Saxana in einem Heim platzieren. «Ich will hier aber nicht weg», sagt Saxana und drückt sich an die Grossmutter. «Es ist unglaublich, wozu Behörden fähig sind», sagt Grossvater Hans Lauber.
Familiengericht entscheidet
«Wir sind doch eine Familie und gehören zusammen.» Jetzt muss das Familiengericht entscheiden.
Auf Wunsch der Grosseltern erhielt Saxana vor rund einem Jahr einen Beistand von der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Zofingen AG. «Falls uns etwas passiert, sollte das Kind versorgt sein», sagt die Grossmutter.
Im Juli fahren die Grosseltern mit Saxana nach Spanien in die Ferien. Da kommt ein Anruf der Tochter. In einem Brief wurde ihr mitgeteilt, dass der Beistand beantrage, Saxana sofort in einem Kinderheim unterzubringen.
«Wir fielen aus allen Wolken und brachen die Ferien sofort ab», sagt Hans Lauber.
Beistand besuchte die Familie nur einmal
Ein einziges Mal habe der Beistand sie besucht. Im Bericht an das Familiengericht gab er unter anderem als Grund an, der Grossvater sei im Spital, darum müsse Saxana die Pflege der Grossmutter übernehmen.
«Das ist eine Frechheit. Mir geht es doch wieder gut. Ich war nur kurz wegen eines Magengeschwürs im Spital», sagt Hans Lauber. Seine Frau pflichtet ihm bei: «Der Beistand glaubt, wir seien nicht fit genug, um uns um unsere Enkelin zu kümmern. Nur weil ich im Rollstuhl sitze, heisst das nicht, dass ich den Haushalt nicht machen kann.»
Empfehlung der Schulpflege
Der Beistand stützt sich auch auf eine Empfehlung der Schulpflege Rothrist. Die will Saxana in einer Sonderschule eines Schulheims platzieren. Saxana besuchte bis vor kurzem eine Spezialklasse für Schüler mit Verhaltens- und Lernschwierigkeiten. «Sie ist in der Schule auffällig, weil sie immer noch traumatisiert ist von den Erfahrungen, die sie zu Hause bei der Mutter machen musste», sagt die Grossmutter.
In einem Heim aber werde alles nur noch schlimmer. «Saxana drohte, sich das Leben zu nehmen, wenn sie von hier wegmuss», sagt die Grossmutter leise. «Sie braucht jetzt Liebe und Geborgenheit.»
Weil das Urteil des Familiengerichts noch aussteht, will die KESB Zofingen zum Fall nicht Stellung nehmen. Der Grossvater zeigt sich kämpferisch: «Wir werden das Urteil notfalls weiterziehen.»