120'000 Fr teure Therapie
So lebt «Carlos von Schmerikon» auf dem Sozial-Schiff

Die Stiftung Jugendschiffe schickt verhaltensauffällige Jugendliche zur Erlebnis-Therapie auf hohe See. Danach sollen sie auf dem Festland wieder Fuss fassen können.
Publiziert: 25.09.2014 um 15:56 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 11:47 Uhr
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Als «letzte Chance» bezeichnet die Stiftung Jugendschiffe ihr Angebot. Die «Hochseelebensschule» auf dem Dreimaster «Salomon» soll verhaltensauffällige Jugendliche wieder auf die richtige Spur bringen.

So auch einen 14-Jährigen aus Schmerikon SG. Der Teenager wurde gegen den Willen seiner Mutter aufs Schiff verfrachtet, berichten die «Obersee Nachrichten» heute. 390 Franken kostet die Therapie pro Tag, Nebenkosten nicht inbegriffen. Mindestens zehn Monate dauert ein Aufenthalt, sprich fast 120'000 Franken.

Geführt wird das 47 Meter lange Schiff von der Stiftung Jugendschiffe mit Sitz im Kanton Bern. Bis 16 schwer erziehbare männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren können darauf laut Angaben der Stiftung therapiert werden. Ein «enger Rahmen» werde geboten, «um soziale Fehlentwicklungen ins Positive zu verändern und neue Perspektiven zu entwickeln». Das Motto der Therapie: «Life is an experience» («Das Leben ist ein Erlebnis»).

Erlebnistherapie soll zum Erfolg führen

Brachte das Jugendheim nichts, sollen auf dem Jugendschiff die «besonderen Gegebenheiten des hierarchisch geführten Schiffsbetriebes» Erfolg bringen. Benehmen sich die Jugendlichen und entwickeln sie sich weiter, können sie sich vom Schiffsjungen zum Matrosen hocharbeiten.

Jede Funktion hat ein eigenes Abzeichen – die Jugendlichen sind Teil einer durchkomponierten Erlebnistherapie. Aus bösen Jungs sollen pflichtbewusste Matrosen werden.

Zum Tagesprogramm der Jugendlichen gehört denn auch Segeltraining, Nautik-Unterricht, aber auch Morgensport und das Wacheschieben am Steuer. Drei Stunden pro Tag holen die Jugendlichen auf dem Schiff ausserdem Schulstoff nach. Am Abend und am Wochenende haben sie Freizeit: Sie spielen auf dem Festland Fussball, gucken TV-Serien, grillieren gemeinsam.

Eine Quad-Fahrt zum Geburtstag

Immer dabei: die Therapeuten und Betreuer. Sie geben den Jugendlichen Noten, sprechen bei ausserordentlich gutem Benehmen Belohnungen aus. Ende Woche wird jeweils ein Fazit gezogen. Wer die Ziele nicht erreichte, muss eine Woche länger auf dem Schiff bleiben. Die Regeln sind strikt.

Den Erfolg ihrer Kinder auf hoher See können die Eltern über einen Blog mitverfolgen. Momentan befindet sich das Schiff gerade vor den Kapverden. Über vergangenen Sonntag schrieb ein Mitarbeiter: «Das übliche Sonntagsprogramm steht an: Mit den Eltern telefonieren, Musik hören, X-Box spielen, baden.»

Ein Jugendlicher durfte ausserdem sein Geburtstagsgeschenk einlösen: eine Fahrt auf dem Quad auf dem nahen Festland. Auch das gehört auf dem Jugendschiff offenbar zu einer erfolgsversprechenden Therapie dazu. (lha)

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