Zika-Virus
Schon 28 Infizierte in der Schweiz

Das gefährliche Virus kann bei ungeborenen Babys zu Schädeldeformationen führen. Es gibt weder Impfstoff noch wirksame Therapien.
Publiziert: 20.07.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:07 Uhr
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Entwarnung für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August): In Brasilien ist Winter –  keine Mückensaison.
Foto: Getty Images/Aurora Creative
Myrte Müller

Das gefährliche Zika-Virus ist in der Schweiz angekommen. Ein Jahr, nachdem eine Epidemie in Brasilien für Tausende missgebildeter Säuglinge sorgte, meldete das Bundesamt für Gesundheit am Montag den 28. Zika-Infizierten seit Jahresbeginn in der Schweiz (BLICK berichtete).

Das Virus wurde aus Mittel- und Südamerika sowie dem karibischen Raum eingeschleppt. Der Stich einer Tigermücke, die das Virus in sich trägt, genügt, um sich anzustecken. Unter den Schweizer Infizierten sind auch vier schwangere Frauen.

Die Zahl der Ansteckungen werde in der Schweiz noch steigen, vermutet Christoph Hatz, Professor am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut in Basel. «Zumindest bis Ende Monat. Ab August wird es massiv weniger Infizierte geben», sagt der Reisemediziner.

Entwarnung gibt er auch für die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. «Denn dann ist Winter in Brasilien und es gibt keine Mücken mehr», erklärt Hatz.

Keine Symptome

Der Basler Experte erklärt, weshalb das Virus so gefährlich ist, denn in der Mehrzahl der Fälle wissen die Infizierten nichts von der Krankheit: «Vier von fünf Infizierten haben keine Symptome.» Und treten Symptome auf, gleichen sie denen einer Grippe und werden auch so behandelt (siehe Box). Für den Fötus im Mutterleib hingegen kann das Virus desaströse Folgen haben und den Schädel des Babys deformieren.

«Es kommt zu Störungen des Nervensystems und zu Lähmungen», sagt Hatz, «der Schaden ist irreparabel. Es gibt weder ­einen Impfstoff noch eine wirksame Therapie. Für die Familien ist die Diagnose oft eine Kata­­s­trophe.»

Letzter Ausweg: eine Abtreibung. «Über Ultraschall kann die Schädigung bereits in der frühen Schwangerschaft erkannt werden», sagt Hatz, «dann wird ein Schwangerschaftsabbruch erwogen und auch ermöglicht. Ich weiss von einem Fall, in dem eine Abtreibung vorgenommen wurde.»
Ausgeliefert ist die Schweiz dem Zika-Virus trotz steigender Zahlen aber nicht. «Wir haben ein gutes Netz mit reisemedizinischen Experten in den Zen­tren in Lausanne, Genf, Bern, Basel, Zürich, St. Gallen und Lugano», versichert Hatz.

Ausdrücklich warnt der Mediziner aber Frauen, die schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, vor Reisen in die Risikogebiete. Und er rät: «Drei bis sechs Monate nach Heimkehr aus einem dieser tropischen Länder sollten die Paare vorsichtshalber sexuell enthaltsam bleiben, wenn sie ein gesundes Kind wünschen.»

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